Kommentar: Drum prüfe, wer sich wählen lässt

Kommentar: Drum prüfe, wer sich wählen lässt

Präsident Zemans Spielchen geben Rätsel auf

29. 1. 2014 - Text: Josef FüllenbachText: Josef Füllenbach; Foto: čtk

Wenn nicht alles täuscht, gelangt die quälende Anabasis der neuen Regierung in dieser Woche zu ihrem Ziel. Präsident Zeman scheint einzusehen, wie sehr ihm weiteres Hinhalten eher schadet als nützt. Vielleicht hat er sogar erkannt, dass er sich mit seinen eigenwilligen Ansichten über Umfang und Reichweite seiner Befugnisse heillos verrannt hat. Sein Examinieren der vorgeschlagenen Kabinettsmitglieder ist denn auch eher zu einem gemütlichen Plausch geraten als zu den angekündigten Aufnahmeprüfungen.

Als Konrad Adenauer vor rund 55 Jahren seine Kandidatur für das Amt des Bundespräsidenten bekann gab, machte er zugleich klar, er sei in Bezug auf die Kompetenzen des Amtes „absolut für eine extensive Interpretation“. Als er aber dann merkte, nicht einmal Ludwig Erhard als Nachfolger im Kanzleramt verhindern zu können – weder nach der Verfassung noch politisch –, ließ er seine Bewerbung wie eine heiße Kartoffel fallen und blieb Bundeskanzler. Ach, hätte Zeman doch auch noch rechtzeitig vor seiner Wahl zum Präsidenten nach genauer Prüfung der Kompetenzen zu dieser Einsicht gefunden! Dann wäre ihm und dem Lande das peinliche Schauspiel erspart geblieben, wie der Herr auf der Burg immer mehr in die Rolle eines Orakels abglitt, das die Öffentlichkeit mit dunklen Andeutungen und schwer erklärbaren Handlungen in Spannung hält. Und die Medien hätten keinen Anlass gehabt, in der neuen Disziplin Zemanologie höchste Virtuosität zu entwickeln, um den Geheimnissen der Burg auf die Spur zu kommen.

Aber vielleicht ist es ja gerade das, was Zeman in seiner Einsamkeit bei Laune hält: der Umwelt Rätsel aufzugeben, bizarre Winkelzüge anzutäuschen, sich im Hinterzimmer insgeheim an der Aufregung ringsum zu erfreuen und, wenn ihm die „dummen Herren Redakteure“ auf den Leim gegangen sind, als guter Onkel vom Hradschin vor die Öffentlichkeit zu treten und alle Befürchtungen als grundlose Hirngespinste erscheinen zu lassen. Aber Vorsicht, so heißt es in den Redaktionsstuben. Er hat bestimmt noch geheime Trümpfe im Ärmel… Und so geht das Spiel weiter. Wenn wir es denn noch mitspielen.