Präsident gesucht

Präsident gesucht

Seit Freitagnachmittag sind die Wahllokale geöffnet, am Samstagabend steht fest, ob Ex-Premier Miloš Zeman oder Vize-Premier Karel Schwarzenberg die Nachfolge von Václav Klaus antreten wird.

25. 1. 2013 - Text: PZText: PZ, Foto: M. Bertulat

Vor einem Monat hatte die „Prager Zeitung“ den damals noch neun Kandidaten drei Fragen gestellt. Welche Ansichten Schwarzenberg und Zeman (fernab der jüngsten Wahlschlacht) zur „wilden Vertreibung“ 1945, zu den Kommunisten und zur EU vertraten, ist hier nachzulesen.

Falls Sie zum Präsidenten gewählt werden, würden Sie eine Regierung ernennen, in der die Kommunistische Partei Böhmens und Mährens (KSČM) vertreten ist?
Schwarzenberg:
Ich würde versuchen, die Verhandlungen mit den Parteivorsitzenden so zu führen, dass ein Weg ohne eine Regierungsbeteiligung der KSČM möglich wird. Der Präsident ist an die Verfassung gebunden. Er müsste zurücktreten, sollte er nicht die einzig mögliche Regierung ernennen. Wir sollten uns auch klarmachen, dass wir Teil der NATO und EU sind und dass es keine Sowjetunion mehr gibt.
Zeman: Ich würde dem Premier empfehlen, eine Minderheitsregierung der Sieger-Partei aufzustellen, die voraussichtlich nicht die KSČM sein wird. Würde dieser Vorschlag abgelehnt, würde ich die von Ihnen vorgeschlagene Variante in Erwägung ziehen.

Würden Sie als Präsident in einem Brief an Ihren deutschen Amtskollegen Ihr Bedauern über die Gräueltaten während der wilden Vertreibung der Sudetendeutschen ausdrücken – ähnlich dem Brief, den Joachim Gauck zum 70. Jahrestag des Lidice-Massakers verfasst hat?
Schwarzenberg: Nein, denn Lidice war ein Verbrechen, das die deutsche Besatzungsmacht an unseren Bürgern begangen hat. Was 1945 geschah, haben wir unseren eigenen Mitbürgern angetan. Es hat also keinen Sinn, dem Präsidenten des Nachbarlandes zu schreiben. Das ist eine schmerzvolle Frage unserer eigenen Geschichte.
Zeman:
Ich habe schon oft mein Bedauern über die Exzesse ausgedrückt, die vor allem während der wilden Vertreibung geschahen. Andererseits waren diese Exzesse nicht die Folge gültiger Gesetze und Direktiven, im Gegensatz zu den deutschen Verbrechen, die aus diesen direkt hervorgingen.

In drei Worten, was bedeutet für Sie die Europäische Union?
Schwarzenberg:
Meine tägliche Arbeit.
Zeman: Hoffnung für die Zukunft.

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