Wie im Agententhriller

Wie im Agententhriller

Tschechische Geiseln kehren aus dem Libanon zurück. Gleichzeitig wird ein in Prag inhaftierter Libanese freigelassen

17. 2. 2016 - Text: Katharina WiegmannText: kw/čtk; Foto: APZ

Es klingt wie das Drehbuch eines Agententhrillers. Fünf Tschechen wurden im vergangenen Juli im Libanon entführt, darunter zwei Reporter mit einem Übersetzer und ein Mitarbeiter des Geheimdienstes. Finanziert hatte die Reise Ali Fayad, wie dessen Anwalt Jan Švarc gegenüber dem Nachrichtenportal „aktualne.cz“ bestätigte. Švarc war der fünfte gekidnappte Mann. Der Libanese Fayad war zum Zeitpunkt der Entführung bereits über ein Jahr in Tschechien inhaftiert, zusammen mit den Ivorern Faouzi Jaber und Khaled Marabi.

Den Männern wird vorgeworfen, eine terroristische Vereinigung unterstützt zu haben; konkret werden sie beschuldigt, Mitarbeitern des US-Geheimdienstes Waffen und Kokain zum Kauf angeboten zu haben. Die Amerikaner hatten sich als Verbündete der kolumbianischen Guerillabewegung FARC ausgegeben. 2014 wurden Fayad und seine Komplizen in Prag verhaftet, seitdem forderten die USA ihre Auslieferung. Tschechische Gerichte beschäftigten sich mit dem Fall.

Anfang Februar wurde Fayad zusammen mit Marabi aus der Haft entlassen; zeitgleich kehrten die im Libanon entführten Tschechen nach Prag zurück. Die Spekulationen, die von Fayad bezahlte Reise habe zum Ziel gehabt, die Tschechen zu entführen, um so zu verhindern, dass der Libanese an die USA ausgeliefert werde, bestritt dessen Anwalt Švarc. Verteidigungsminister Martin Stropnický (ANO) bestätigte inzwischen allerdings gegenüber der Zeitung „Hospodářské noviny“, dass zumindest die Rückkehr der Tschechen mit der Haft­entlassung von Fayad zusammenhänge. Seitdem steht die Regierung in der Kritik.

Der Vorsitzende der Oppositionspartei TOP 09 Miroslav Kalousek sagte, es sei nicht nur schlecht, dass die Regierung mit Terroristen verhandelt habe, sondern dass sie nicht einmal in der Lage war, diese Tatsache geheim zu halten. Sie würde dadurch tschechische Bürger im Ausland gefährden. Vizepremier Pavel Bělobrádek (KDU-ČSL) forderte Stropnickýs Rücktritt. Das Justizministerium bekräftigte, dass die Behörden bei der Entlassung Fayads rechtmäßig gehandelt haben. Der Libanese ist inzwischen in seine Heimat zurückgekehrt.