Vom Erzherzog bis zum vollautomatischen Haushalt

Vom Erzherzog bis zum vollautomatischen Haushalt

Das Nationale Technikmuseum erzählt die Geschichte der Telekommunikation

15. 12. 2016 - Text: PZ, Fotos: NTM

Vor 140 Jahren meldete Alexander Graham Bell sein Patent auf das Telefon an. Selbst der britisch-amerikanische Großunter­nehmer und Visionär konnte sich damals wohl kaum vorstellen, welch rasante Entwicklung die Telekommunikation später nehmen und wie sie die Welt verändern würde. Vor 25 Jahren folgten in Tschechien die ersten technischen Schritte zur Einführung des Internets. Nur fünf Jahre später hat sich das Mobiltelefon hierzulande als Massenkommunikationsmittel durchgesetzt. Anlässlich dieser Jubiläen erzählt das Nationale Technikmuseum die Geschichte des Telefons sowie der Telekommunikation – und blickt dabei auch ein bisschen in die Zukunft.

Blick in die Zukunft: Wie sieht das Leben im Jahr 2036 aus?

Die Schau mit dem Titel „Člověk a telefon“ („Mensch und Telefon“) beginnt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, mit der Entstehung der ersten Fernsprechapparate. Es werden Tüftler und Ingenieure wie Antonio Meucci, Philipp Reis und Elisha Gray sowie deren Anteil an der Erfindung vorgestellt. Der gewiefte Geschäftsmann Bell war aber am 14. Februar 1876 der Erste, der den Patentantrag erfolgreich einreichte. Der in New York lebende Italiener Meucci hatte seinen solchen Antrag bereits 1871 gestellt, konnte aber nicht das Geld auftreiben, um ihn zu bezahlen. Bell verfügte über die finanziellen Mittel und vor allem das Geschick, das Telefon weiterzuentwickeln.

Aus jener Pionierzeit sowie den folgenden Jahrzehnten stellt das Technikmuseum diverse Exponate aus seinem Archiv vor. Dazu gehört eine Luxusvariante, die auf Schloss Konopiště von Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich-Este benutzt wurde. Dem Zeitstrahl folgend erfährt der Besucher in insgesamt sieben Themenbereichen nicht nur vieles über technische Details, sondern auch darüber, wie sich die Erfindung auf Menschen und ihre Kommuni­kationsformen ausgewirkt hat.
Der internationalen Entwicklung stellen die Kuratoren einen tschechischen Fokus gegenüber. So geht man unter anderem intensiv auf die Unternehmensgeschichte des ab 1946 staatseigenen Betriebs TESLA ein, der weltweit mit führend in der Funk- und Radartechnik war.

Interaktive Sektionen machen die Schau zu einem kleinen Erlebnispark.

Nostalgisch werden Besucher unterschiedlicher Altersgruppen bei den Errungenschaften ab den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts, die für viele mit persönlichen Erinnerungen verbunden sind. So etwa das klassische Wählscheiben-Telefon oder die ersten Handy-Modelle. Alle Ausstellungsbereiche bieten witzige und unterhaltsame Formen der Interaktion – zum Beispiel gegen Ende der Schau, wenn man sich mit den Vorzügen eines vollständig automatisierten Haushalts, gesteuert vom Smartphone oder Computer, vertraut machen kann.

Eine schöne Idee folgt zum Schluss: Man kann sich selbst eine SMS ins Jahr 2036 schicken. Damit verbunden ist die Frage, wie sich das Leben im weiteren Verlauf der digitalen Revolution verändern wird. Prominente Tschechen wie der Fußballer Petr Čech oder der Ökonom Tomáš Sedláček stellen in einer kleinen Anthologie ihre Überlegungen dazu dar. Lässt man sich nach dem Rundgang noch einmal die Geschichte der vergangenen 20 Jahre durch den Kopf gehen, fällt es schwer, realistische Antworten zu finden. Wer hätte damals schon Smartphones in Massenproduktion oder den Aufstieg sozialer Netzwerke voraus­gesehen? Wohl nicht einmal Alexander Graham Bell, wenn er unser Zeitgenosse wäre.

Člověk a telefon. Národní technické muzeum (Kostelní 42, Prag 7), geöffnet: Di.–Fr. 9 bis 17.30 Uhr, Sa. & So. 10 bis 18 Uhr, montags geschlossen, Eintritt: 190 CZK (ermäßigt: 90 CZK), bis 30. April, www.ntm.cz

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