Uneasy Rider

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Auch Tschechien bremst russische Motorrad-Rocker aus

29. 4. 2015 - Text: Marcus HundtText: mh/čtk; Foto: Anna Sadovnikova 2015, nwrussia.info

Wenn Motorradfahrer durch Tschechien fahren, stört das in der Regel niemand. Doch wenn sie aus Russland kommen, an den Sieg gegen Hitlerdeutschland vor 70 Jahren erinnern wollen und noch dazu dem Kreml nahestehen, sorgt das für Aufsehen. Ursprünglich sollte die „Siegesfahrt“ des Motorrad- und Rockerclubs „Nachtwölfe“ über Weißrussland, Polen, die Slowakei, Tschechien und Österreich nach Berlin führen. Allerdings wurde sie am Montagabend von den polnischen Behörden ausgebremst. Wie die Nachrichtenagentur PAP berichtete, hätten die rund 20 Biker die „formalen Kriterien“ für die Einreise nicht erfüllt – obwohl sie angeblich über Visa für den Schengen-Raum verfügten.

Bereits zuvor hatte das Außenministerium in Warschau der russischen Botschaft mitgeteilt, die „Nachtwölfe“ an der Einreise zu hindern. Für die Bande, die in der Vergangenheit unter anderem prorussische Demonstranten in der Ostukraine und auf der Krim unterstützte, ein unverständlicher Schritt. Schließlich wollte sie mit ihrer Tour eigener Aussage nach die „guten Beziehungen“ zwischen Russland und den durchquerten Ländern stärken und „das Andenken an diejenigen ehren, die beim Kampf gegen den Faschismus gefallen sind“. Um am 9. Mai, dem sogenannten „Tag des Sieges“, wie geplant in der deutschen Hauptstadt einzufahren, müsse man nun eben auf eine andere Strecke ausweichen, kündigte der Gründer und Präsident der „Nachtwölfe“ Alexander Saldostanow an, der als enger Freund von Wladimir Putin gilt.

Das dürfte jedoch schwierig werden. Denn auch in anderen mitteleuropäischen Ländern regt sich Protest gegen den Motorradkorso. Während die deutsche Bundesregierung den Rockern ebenfalls mit einem Einreiseverbot droht, stellten sich 75 Personen des öffentlichen Lebens aus Tschechien und der Slowakei in einer gemeinsamen Erklärung gegen die Fahrt der Wölfe – unter ihnen Schauspieler Jiří Šesták und Bürgerrechtler Michael Kocáb. Darin heißt es, „die Botschaft der Motorradgang lautet nicht (…) Freiheit und Frieden, sondern sie zielt auf die Expansion des russischen Staates ab. Die Nachtwölfe verbreiten Hass gegen die Ukraine.“

Das Außenministerium in Prag nahm die Entscheidung Polens, eine Weiterfahrt zu verweigern, „mit Respekt“ zur Kenntnis. Und Regierungschef Bohuslav Sobotka (ČSSD) wies darauf hin, dass der Korso wohl auch an der tschechischen Grenze aufgehalten würde. „Wir werden sehen, ob es die Motorradfahrer schaffen, die für eine Einreise notwendigen Formalitäten rechtzeitig zu erledigen“, sagte Sobotka am Sonntag. Laut Außenministerium dürfte das „sehr schwierig“ werden.