Tribut an die Natur

Tribut an die Natur

Im Salm-Palast werden „romantische Ansichten“ gezeigt

8. 5. 2013 - Text: Peggy LohseText: Peggy Lohse; Foto: NG

Die Romantik entwickelte sich gegen Ende des 18. Jahrhunderts als Gegenbewegung zum Rationalismus. Dementsprechend spielte das Unerklärliche, das Unfassbare eine große Rolle. Im Salm-Palast eröffnete in der vergangenen Woche die Ausstellung „Ein romantischer Blick“ der Sammlung Rademakers. Diese war ursprünglich in der St. Petersburger „Eremitage“ zu sehen. Nun kam sie über die Niederlande nach Prag und zeigt Werke belgischer und niederländischer Maler des 19. Jahrhunderts.

Der Rundgang beginnt mit der „Winterlandschaft mit Pferd“ (1863) von Johann Bernhard Klombeck und Eugène Verboeckhoven. Weiter geht es mit floralen Stillleben über unterschiedliche Spielarten romantischer Malerei bis in den belgischen Biedermeier hinein. Im Mittelpunkt steht stets die Natur und der Mensch als winziger Teil von ihr. Sowohl in den Landschaften und Abendstimmungen Jacob Abels und Barend Cornelis Koekkoeks als auch den Meeresansichten von Louis Meijer wird eine klare Hierarchie deutlich: Des Menschen Haustiere stehen unter ihrem Herren, dieser untersteht wiederum der Kirche und jene der allmächtigen Natur. Das gleiche Prinzip gilt auch für die Stadtansichten. Am Ende der Schau stehen einige wenige Porträts, im letzten Ausstellungsraum dann Familien­darstellungen und häusliche Biedermeierharmonie unter anderem von Basile de Loose.

Aktueller Vergleich
Gleich hinter dem Eingang befindet sich der interaktive Teil der Ausstellung, der „Raum des Windes und des Meeres“. Er beginnt mit dem Film „A romantic view on the low countries“ („Ein romantischer Blick auf das Flachland“) von Menno Mennes, der die Gemälde der Rademakers-Sammlung realen, aktuellen Videoaufnahmen gegenüberstellt. Damit holt er den „Romantischen Blick“ aus dem 19. herüber ins 21. Jahrhundert. Wenn die Reedereien Désiré Donnys mit gegenwärtigen Filmaufnahmen verglichen werden, wird deutlich, dass sich nur das Medium geändert hat, nicht aber die Perspektive des Schauenden.

Im nächsten Raum gibt es ein Quiz über die Niederlande und ihre Kultur: Wer war der Fliegende Holländer? Können Tulpenpreise einen Börsenkrach verursachen? Und worin besteht der Unterschied zwischen luxemburgischen und belgischen Waffeln? Außerdem kann in einer gemütlichen Sitzecke in holländischer Literatur geschmökert werden. Im dritten Interaktiv-Raum darf sich dann jeder als Künstler versuchen und sein eigenes Stillleben erschaffen.

Ebenso schlägt auch das vielseitige Begleitprogramm für Kinder, Studenten, Senioren und Reisegruppen eine Brücke zwischen der romantischen Kunst und dem Galeriebesucher der Gegenwart. Bis Ende August werden unter anderem Mal- und Tanzkurse sowie unterschiedlichste Führungen angeboten.

„Pohledem romantiky“ („Der romantische Blick“). Národní galerie, Salmovský palác (Hradčanské nám. 1, Prag 1), geöffnet: täglich außer montags 10–18 Uhr, Eintritt: 150 CZK (erm. 80 CZK), bis 1. September

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