Tee im Café

Tee im Café

Markéta Puzrlová vertreibt Tee der deutschen Qualitätsmarke Gschwendner in Tschechien

3. 7. 2013 - Text: Peggy LohseText und Foto: Peggy Lohse

 

An Tee mangelt es in Tschechien nicht, auch nicht an Teestuben, der sogenannten Čajovna. Es gibt Hunderte in der Republik, mit den unterschiedlichsten Angeboten, von Teeheilkuren und -kräutern bis zu Esoterik. Der Trend geht eindeutig in eine alternative Richtung. „Meine Eltern sind ziemlich konservativ, die könnte ich dorthin nicht einladen“, gibt Markéta Puzrlová zu bedenken. In der etablierten Gastronomie ist aber der Kaffee wichtiger, Tee spielt nur eine Nebenrolle.

Anders im „Weißen Café und Teehaus EMTEA“ in einem zentral gelegenen Einkaufszentrum in Liberec. Puzrlová hat es umgedreht. Bei ihr gibt es eine Kaffeeart und Dutzende Teesorten. In hellem Ambiente erzählt die 35-jährige Mutter zweier Kinder von ihrem Weg von der Beamtin zur Geschäftsfrau.

Puzrlová stammt aus der Grenzregion zu Sachsen, besuchte das Deutsche Gymnasium in Liberec und studierte Germanistik in Prag. Sie trinkt keinen Kaffee und hat eine Tante in Stuttgart, die sie vor drei Jahren einmal in ihr Lieblingsteegeschäft mitnahm. Es war ein Fachgeschäft von „TeeGschwendner”, einer führenden Marke qualitativer, loser Teesorten in Deutschland. Die vielen exotischen Mischungen haben Puzrlová fasziniert. Zum Beispiel „Tropische Hitze“, aromatisierter Schwarztee mit Rosenblüten, oder „Leidenschaft“, ayurvedischer Bio-Kräutertee mit Ingwer, Zitronengras, schwarzem Pfeffer und Minze oder die neun Eisteesorten unterschiedlicher Fruchtkombinationen. Puzrlová war klar: „Wenn ich in der Zukunft mein eigenes Unternehmen haben werde, dann werde ich etwas mit diesem Tee machen.“ Den Wunsch nach beruflicher Selbstständigkeit hegte sie schon seit einiger Zeit.

Damals war Markéta Puzrlová noch im Rathaus in der Abteilung für Soziales in Jablonec nad Nisou tätig und engagierte sich regionalpolitisch in der „Partei für eine offene Gesellschaft“. Die Kommunalwahlen des gleichen Jahres brachten keinen Erfolg. Puzrlová war enttäuscht von der Politik. Sie stand vor der Entscheidung, eine professionelle Beamtenkarriere zu beginnen oder sich selbstständig zu machen. Sie kündigte im Frühjahr 2011 und nahm Kontakt mit „TeeGschwendner“ auf, um den Tee, der sie in Stuttgart so begeisterte, in Tschechien auf den Markt zu bringen. So baute sie den Internet-Teevertrieb ABIX Europe auf.

Weg vom Beuteltee
Überzeugt haben sie bei „TeeGschwendner“ Vermarktungskonzept, Qualitätssicherung und der Preis. „Der Tee ist modern, pfiffig, duftig und sexy“, fasst sie deren Werbekonzept zusammen. Qualität und Zusammensetzung des Tees werden bei ihren deutschen Geschäftspartnern regelmäßig im Labor getestet. Das schätzt Puzrlová, denn eine Laboranalyse zur Produktkontrolle ist in Tschechien sehr teuer, so dass sie sich das kaum leisten könne. „Der deutschsprachige Raum ist da schon etwas weiter als wir hier“, sagt sie. Auch der Preis hat sie überzeugt. Der sei so gut, dass man sich das Hauptsortiment, auch in Tschechien durchaus leisten könne. Eine Packung „Kapha – Leidenschaft Bio“ kostet in Puzrlovás Online-Shop 115 Kronen (ca. 4,50 Euro). Puzrlová verkauft den Tee republikweit, obwohl die Konkurrenz mit den großen Marken Lipton und Pickwick stark ist. Besonders Firmen wollen ihren Kunden zu Geschäftsterminen eine Alternative zum Kaffee bieten.

Aber Puzrlová wollte auch ein eigenes Geschäft, eine Teestube, die sich von den üblichen unterscheidet. Der vorherige Mieter bot ihr an, die Räumlichkeiten im Einkaufszentrum „La Plaza“ zu übernehmen. Anstatt ein neues Haus zu bauen, steckte sie die Familienersparnisse in ihren Laden. Einen Kredit wollte sie nicht aufnehmen. „Der Aufbau des Vertriebs war nicht so teuer,“ erklärt Puzrlová, „In die Teestube mussten wir rund 1,5 Millionen Kronen investieren.“ Im November 2012 eröffnete sie das „Weiße Café und Teehaus EMTEA“. Angestellt sind beim Vertrieb die Geschäftsführerin selbst sowie zwei externe Mitarbeiter. Im „Weißen Café“ beschäftigt Puzrlová vier Angestellte.

Die Lage in einer kleineren Stadt sei vorteilhaft: „Hier wird weniger angeboten. Die Werbung läuft über Mundpropaganda.“ Außerdem sieht Puzrlová auch in Tschechien einen Trend, der in Österreich und Deutschland schon früher begonnen habe: weg vom Beuteltee der Großhandelsketten, hin zu hochwertigem losen Tee. „Viele Träume habe ich schon realisiert, jetzt muss ich mich um sie kümmern.“ Das „Weiße Café“ ist jetzt ein halbes Jahr alt und soll nicht nur zum Teetrinken einladen. Seit Anfang Juni organisiert Puzrlová eine Reihe von Jazzkonzerten am Abend. Als nächstes plant sie einen Teeladen in der Hauptstadt.