Kommentar: Sieben Tage reichen nicht

Kommentar: Sieben Tage reichen nicht

Der Vaterschaftsurlaub verspricht zu viel

18. 5. 2016 - Text: Corinna AntonText: Corinna Anton; Foto: APZ

Die Revolution steht bevor. Bald werden tschechische Männer mit Windeln hantieren und Fläschchen wärmen, Schlaflieder singen und sich freuen, wenn der Nachwuchs das erste Wort sagt. Denn das wird „Papa“ lauten. Grund zu dieser Vision gibt die Regierung, die in der vergangenen Woche den Vaterschaftsurlaub gebilligt hat. Der soll, so heißt es, Männer motivieren, sich mehr um ihre Kinder zu kümmern und außerdem die Beziehung des Vaters zu Sohn oder Tochter stärken. Das ist eine gute Sache. Kinder brauchen beide Elternteile. Und solange einer erst aus dem Büro kommt, wenn sie schon im Bett liegen, fehlt ihnen etwas.

Allerdings: Beschlossen wurde lediglich eine Woche Vaterschaftsurlaub – sieben freie Tage in den ersten Wochen nach der Geburt. Ob die den tschechischen Durchschnittsmann zu mehr Engagement in Sachen Erziehung (und Haushalt) motivieren oder gar das Verhältnis zu den Kindern nachhaltig prägen, muss doch stark bezweifelt werden. Die Rollen sind in vielen Beziehungen hierzulande eindeutig verteilt. Zum Kind gehört die Mutter und die bleibt auch zu Hause. Das wird oft nicht hinterfragt. Und falls doch, dann scheitert es daran, dass das Geld nicht reicht, wenn der Mann der Familie zuliebe beruflich kürzertreten will. Eine Woche Vaterschaftsurlaub ist ein nettes Geschenk für potenzielle Wähler. An der Rollenverteilung und an der Vater-Kind-Beziehung werden sieben freie Tage aber sicher nichts ändern