Kommentar: Schildbürgerstreich aus Deutschland

Kommentar: Schildbürgerstreich aus Deutschland

Mindestlohn für Transitverkehr ist Unsinn

28. 1. 2015 - Text: Corinna AntonText: Corinna Anton; Foto: APZ

 

Nichts gegen den Mindestlohn. Menschen, die täglich zur Arbeit gehen, sollten von dem leben können, was sie verdienen. Dazu braucht es offensichtlich in einigen Regionen und Branchen gesetzliche Vorgaben, weil anstelle des vernünftigen Marktes sonst Lohndumping und Ausbeutung herrschen. Dass der neu eingeführte deutsche Mindestlohn aber auch für ausländische Kraftfahrer gilt, die Deutschland lediglich durchqueren, ist purer Unsinn.

Wer in Tschechien, Polen, Bulgarien oder Rumänien lebt und bei einem dortigen Unternehmen beschäftigt ist, muss doch nicht nach deutschem Tarif bezahlt werden. Er gibt seinen Verdienst schließlich in Ländern aus, in denen die Lebenshaltungskosten (deutlich) geringer sind als in Deutschland und in denen 8,50 Euro weit über dem liegen, was ein Fahrer in der Regel verdient. Wirtschaftlich betrachtet ergibt das Gesetz also keinen Sinn.

Und moralisch? Wenn es der Bundesregierung darum ginge, könnte sie sich mal um diejenigen kümmern, die täglich ausgebeutet werden, damit die Deutschen billig einkaufen können. 8,50 Euro für Näherinnen in Bangladesch oder Fließbandarbeiter in China zum Beispiel – wie wär’s damit?