Kommentar: Pingpong des schlechten Geschmacks

Kommentar: Pingpong des schlechten Geschmacks

Präsident Zeman sucht sich wehrlose Gegner

19. 1. 2016 - Text: Corinna AntonText: Corinna Anton; Foto: APZ

 

Immer wenn Flüchtlinge langweilig werden, ist Ferdinand ­Peroutka an der Reihe. Das ist offenbar die Gesetzmäßigkeit, nach der Präsident Miloš Zeman seit Monaten sein Pingpong des schlechten Geschmacks spielt. Nachdem er zuletzt behauptet hatte, hinter der großen Zahl von Asylbewerbern stecke eine organisierte Invasion, wechselte er in der vergangenen Woche zurück zu Peroutka. Er freue sich auf den Prozess gegen dessen Enkelin, der für Anfang März angesetzt ist, sagte er der Online-Ausgabe der Boulevardzeitung „Blesk“.

Er habe nun Dokumente, die beweisen, dass der Schriftsteller und Journalist Peroutka Sympathien für die Nationalsozialisten gehegt habe. Dass Peroutka von eben diesen Nationalsozialisten verfolgt und ins KZ gesperrt wurde, hindert Zeman nicht daran, seit Monaten immer wieder gegen den 1978 in New York Verstorbenen zu wettern.

Er hat sogar einen Finderlohn für den Artikel „Hitler je gentleman“ („Hitler ist ein Gentleman“) ausgeschrieben, den Peroutka angeblich verfasst haben soll. Aufgetaucht ist er allerdings trotz monatelanger Suche noch nicht. Was Zeman mit seiner Jagd auf Peroutka bezwecken will, weiß er womöglich selbst nicht. Der Verdacht liegt jedoch nahe, dass der Präsident ab und zu einen Gegner braucht, der sich nicht wehren kann. Das trifft auf den toten Peroutka ebenso zu wie auf die Flüchtlinge, die in Tschechien keine Stimme haben.