Kommentar: Komischer Kuhhandel

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„Stropnický gegen Klinika“ wäre ein schlechter Tausch für die Stadt

13. 4. 2016 - Text: Corinna AntonText: Corinna Anoton; Foto: privat

Was hat eigentlich dieser Matěj Stropnický verbrochen? Die Frage muss man sich stellen, wenn man das Ringen um eine funktionierende Regierungskoalition im Prager Magistrat verstehen will. Seit fast einem halben Jahr findet sich kein Bündnis. Die alten Partner (ANO, Sozialdemokraten und Dreierkoalition) wollen es nun wohl doch noch einmal versuchen – allein der Grünen-Chef kommt für die Partner offenbar nicht in Frage. Aber warum?
Unbeliebt hat sich Stropnický im August vergangenen Jahres gemacht, als er seine Entwürfe für neue Bauvorschriften vorlegte. Die Stadträte billigten keinen einzigen davon. Sie hätten wohl manchen Investoren nicht gefallen. Der 32-Jährige steht für eine Stadtpolitik, die mehr Rücksicht auf die Belange der Bürger nimmt als auf die der Bauträger. Manche Ziele könnte Stropnický nun offenbar durchsetzen, indem er auf seinen Posten im Stadtrat verzichten würde. Das könnte der Sache dienen, wenn die Koalitionspartner dafür versprechen, die „Klinika“ als Sozialzentrum zu erhalten und im ehemaligen Güterbahnhof Žižkov ein Kulturzentrum zu schaffen. Andererseits wäre es nicht gerade demokratisch, solch edle Ziele durch Erpressung und Postengeschacher zu erreichen – und damit Teil des Systems zu werden. Und es wäre schade, den vergleichsweise unbequemen Stropnický durch einen Politiker zu ersetzen, der die Vorschläge abnickt, die auf die Wünsche der Baulobby zugeschnitten sind. Denn Prestigebauten und Investitionen sind das eine. Eine lebenswerte Stadt aber machen andere Qualitäten aus.