„Ich bin nicht der Matthias Sammer von Pilsen“

„Ich bin nicht der Matthias Sammer von Pilsen“

Pavel Kuka, Sportdirektor des neuen Meisters, über den Erfolg und seine Rolle bei Viktoria Pilsen

5. 6. 2013 - Interview: PZ

Über weite Strecken der Saison lieferten sich der FC Viktoria Pilsen und Sparta Prag in der tschechischen Gambrinus-Liga ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Gerade einmal zwei Punkte Vorsprung hatte Pilsen vor dem letzten Spieltag. Dabei blieb es auch, weil Viktoria beim Absteiger FC Hradec Králové den Meistertitel sicher nach Hause brachte. Als die Elf von Trainer Pavel Vrba dann kurz vor Mitternacht endlich in der Heimat ankam, wurde sie frenetisch gefeiert. Mittendrin: Pavel Kuka (44), seit Januar neuer Sportdirektor der Pilsener. Der ehemalige Bundesligaprofi wurde 1996 mit Tschechien Vize-Europameister und mit dem 1. FC Kaiserslautern DFB-Pokal-Sieger. Zwei Jahre später folgte mit den „roten Teufeln“ die Deutsche Meisterschaft. Nach zwei durchfeierten Nächten sprach Kuka am Montagvormittag mit Giovanni Deriu über seinen Anteil am Gewinn der zweiten Pilsener Meisterschaft, seine Ziele und die Tauglichkeit des Teams auf europäischer Ebene.

Herr Kuka, wo erreichen wir Sie gerade?
Kuka: Wir sind im Stadion von Viktoria, in der Geschäftsstelle, wo die Feierlichkeiten heute weitergehen.

Gratulation zur zweiten Meisterschaft. Hatten Sie in den vergangenen Wochen jemals Zweifel, dass es klappen würde?
Kuka: Wir haben immer an unser Team geglaubt, und wir hatten ja eigentlich stets einen kleinen Vorsprung. Klar, die zwei Niederlagen zuletzt gegen den Meister der vergangenen Saison, Slovan Liberec, und gegen Slavia Prag machten die Meisterschaft noch einmal spannend, aber auch Sparta zeigte sich nicht souveräner als wir. Letztendlich hatten wir immer Vertrauen in unsere Mannschaft!

Sie sind ja noch nicht so lange beim FC Viktoria. Wie hoch ist Ihr Anteil am Titelgewinn?
Kuka: Das müssen andere Leute beurteilen. Vor allem diejenigen, mit denen ich täglich zusammenarbeite. Ich kann nur sagen, dass es mir sehr viel Spaß macht, und dass ich den Verein sehr schätze. Und jetzt genieße ich natürlich den Moment.

Haben Sie als Sportdirektor dieselbe Funktion wie Matthias Sammer beim FC Bayern inne? Quasi als Bindeglied des Teams zum Vorstand sowie als Motivator und Mahner?
Kuka: (kurze Pause, der ein kleiner Seufzer folgt) Nein, ich bin nicht mit Matthias Sammer und dessen Funktion bei Bayern zu vergleichen. Ich bin noch dabei, zu lernen. Klar, ich bringe auch meine Erfahrungen mit ein, aber auf dem Platz stehen die Spieler. Letztendlich haben es immer nur sie in ihren Händen, oder eben Füßen, was geschieht. Wir kosten jetzt unseren Erfolg aus, das Team und alle, die dazu gehören.

Was sind Ihre weiteren Ziele mit dem Verein?
Kuka: Natürlich dort weitermachen und anknüpfen, wo die Pilsener nach den erfolgreichen vergangenen drei Jahren stehen: Meisterschaft, Champions League und Teilnahme am UEFA- beziehungsweise Europa-League-Pokal.
„Wir haben schnell gelernt, dass Erfolg in Europa auch eine Frage des Geldes ist.“

Ist Viktoria schon wieder europatauglich?
Kuka: Wir werden uns im Rahmen unserer Möglichkeiten natürlich verstärken müssen. Wir haben schnell gelernt, dass Erfolg in Europa auch eine Frage des Geldes ist. Ich erinnere gerne an unseren letzten Europa-League-Gegner: hier Viktoria mit einem Budget von sechs bis sieben Millionen Euro, dort Fenerbahce Istanbul mit einem Etat von 180 Millionen Euro.

Sind bei der Meisterschaftsfeier auch ehemalige Spieler dabei?
Kuka: Also Pavel Nedvěd (Scout und Delegierter bei Juventus Turin, Anm. der Red.) wird hier sein, und zu ihm halte ich auch weiterhin Kontakt. Zudem kooperieren wir manchmal, was die Ausbildung von Junioren betrifft.

Wartet nach diesem Erfolg und einer intensiven Saison nun der wohlverdiente Urlaub?
Kuka: Jetzt geht es mit Pavel Nedvěd erst einmal zum Abschiedsspiel von Michael Ballack nach Leipzig. Danach laufen schon die Planungen für die Qualifikationsspiele zur Champions League, die bereits Mitte Juli beginnen. Ich habe keinen Urlaub, aber das ist egal, denn wie schon gesagt: Die Arbeit macht viel Spaß.

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