Höhere Fördersummen für Gebäudesanierung

Höhere Fördersummen für Gebäudesanierung

Wärmedämmung und neue Heizungen in Eigenheimen werden bezuschusst

22. 1. 2014 - Text: Friedrich GoedekingText: Gerit Schulze; Foto: Diether

Tschechien stockt 2014 sein Förderprogramm zur energetischen Sanierung von Einfamilienhäusern deutlich auf. Gegenüber dem Vorjahr verdoppelt sich die Summe nahezu auf 1,9 Milliarden Kronen. Besonders hohe Zuschüsse bekommen Investoren von Passivhäusern. Für die Modernisierung der Plattenbauten vergibt ein staatlicher Fonds mit Hilfe von EU-Mitteln zinsgünstige Kredite. Die Nachfrage nach den Förderprogrammen ist hoch und eröffnet gute Liefermöglichkeiten für entsprechende Produkte.

Nach den Erfolgen der Vorgängerprogramme setzt die Regierung in Prag das Förderprojekt „Zelená úsporám“ („Grünes Licht für Einsparungen“) in diesem Jahr als „Nová zelená úsporám“ fort. Für 2014 sind dafür öffentliche Mittel in Höhe von 1,9 Milliarden Kronen (knapp 70 Millionen Euro nach aktuellem Wechselkurs) vorgesehen, die Besitzer und Bauherren von Eigenheimen abrufen können. Das ist fast doppelt so viel, wie 2013 zur Verfügung stand. Die Gelder stammen aus dem Verkauf von Emissionsrechten. Außerdem sollen Mittel aus EU-Fonds und aus dem Staatshaushalt verwendet werden.

Die Zahl der förderfähigen Baumaßnahmen an den Häusern wurde gegenüber 2013 etwas reduziert. In der Richtlinie 1/2014 des Umweltministeriums ist definiert, dass drei Bereiche mit Unterstützung rechnen können: Senkung des Energieverbrauchs in bestehenden Einfamilienhäusern, Bau von Niedrigenergie-Einfamilienhäusern und effiziente Energienutzung.

Ab 1. April können die Anträge für die neue Förderperiode eingereicht werden (online über die Webseite www.nova-zelenausporam.cz). Falls die zur Verfügung stehenden Mittel nicht vorher ausgeschöpft sind, läuft die Antragsfrist bis 31. Oktober 2014.

Förderberechtigt sind alle Eigenheime mit einer Bodenfläche bis 350 Quadratmeter. Für die Beantragung ist ein Fachgutachten notwendig, das nur speziell akkreditierte Energieauditoren erstellen dürfen (Liste der zugelassenen Energieexperten unter www.mpo-enex.cz/experti). Die Gutachten müssen vom örtlichen Bauamt genehmigt werden. Anschließend prüft der staatliche Umweltfonds SFŽP die Förderanträge.

Um offizieller Dienstleister für das Programm zu werden, müssen sich Bau- und Handwerksfirmen auf der offiziellen Webseite akkreditieren lassen. Grundsätzlich können sich dort nur juristische Personen mit Firmensitz in Tschechien eintragen.

Effiziente Maßnahme
Registriert werden müssen auch die Materialien und Technologien für energieeffizientes Bauen. Die Listen der akkreditierten Firmen und Produkte sind online einsehbar (https://registrace.nzu2013.cz). Anfang Januar 2014 waren dort über 2.600 Dienstleister aufgelistet sowie 2.800 förderfähige Komponenten. Dazu gehören zum Beispiel knapp 50 in Tschechien hergestellte Vaillant-Modelle von Heizkesseln, Solarkollektoren und Wärmepumpen.

Noch die Übergangsregierung unter Premier Jiří Rusnok hatte entschieden, das Programm „Nová zelená úsporám“ bis zum Jahr 2020 weiterzuführen. Bis dahin sollen rund 27 Milliarden Kronen in die energieeffiziente Sanierung von Wohngebäuden fließen. Experten loben das Programm als sehr effiziente Wirtschaftsfördermaßnahme, die Tausende von Arbeitsplätzen schaffe. Jede staatlich investierte Krone in diesem Bereich fließe dreifach in die Volkswirtschaft zurück, hat der Nationale Wirtschaftsrat NERV ermittelt.

Besonders attraktiv sind die Zuschüsse beim Bau von Niedrigenergie-Häusern mit umgerechnet bis zu 20.000 Euro. Dadurch wären die Baukosten solcher Häuser vergleichbar mit der Errichtung von konventionellen Eigenheimen. Das Interesse an solchen Häusern steigt. Bauentwickler wie JRD, Skanska oder YIT realisieren die ersten Vorhaben. JRD baut in Prag die „Ecocity Malešice“ mit 110 Wohneinheiten in fünf Passivhäusern. Der erste von zwei Bauabschnitten ist nach Angaben des Unternehmens bereits zu 75 Prozent verkauft. Finnlands Developer YIT errichtet im Prager Stadtteil Modřany Pilothäuser, die den Kriterien des deutschen Passivhaus Instituts entsprechen. Je nach Verkaufserfolg der Immobilien will das Unternehmen dieses Geschäftsfeld ausbauen.

Eine entsprechende EU-Richtlinie verpflichtet auch Tschechien, ein Augenmerk auf die Energieeffizienz seiner Gebäude zu legen. Ab 2018 müssen alle Neubauten mit mehr als 1.500 Quadratmetern Nutzfläche dem Standard eines Nullenergie-Hauses entsprechen. Ab 2019 wird diese Regelung auf Gebäude ab 350 Quadratmetern ausgeweitet, bevor ab 2020 alle Neubauten davon betroffen sind.

Zinsgünstige Kredite
Zur Sanierung der Plattenbauten laufen zwei Programme, die der Staatsfonds zur Entwicklung des Wohnungsbaus (SFRB) betreut. Im Unterschied zu „Nová zelená úsporám“ gibt es hier keine Zuschüsse zu Investitionsvorhaben, sondern zinsvergünstigte Kredite. Das Vorhaben „Panel 2013+“ zielt auf die Fassadendämmung, Modernisierung von Balkonen, Verbesserung der Statik und Heizungssysteme von Plattenbauten. Ebenso kann der Einbau von Verbrauchszählern, Feuerschutzeinrichtungen oder Solarpanelen finanziert werden. 2014 stehen dafür 600 Millionen Kronen bereit.

Der Wohnungsbaufonds ist auch zuständig für die Umsetzung des EU-Vorhabens „Jessica“. Damit werden unter anderem die Sanierung von Mehrfamilienhäusern und der Bau von Sozialwohnungen in wirtschaftlich schwächeren Regionen unterstützt. Bis 2015 stehen in einer Pilotphase 609 Millionen Kronen für zinsgünstige Kredite mit einer Laufzeit von bis zu 30 Jahren zur Verfügung. Falls das Programm gut angenommen wird, soll die Projektsumme auf jährlich 2 Milliarden Kronen aufgestockt werden. Bislang ist in Tschechien erst die Hälfte aller Plattenbauten generalsaniert worden.

Jungen Wohnungseigentümern bis zu 36 Jahren steht seit Anfang 2014 das „Program 150“ offen. Sie können beim SFRB Kredite bis zu 150.000 Kronen (Laufzeit 10 Jahre, 2 Prozent Zinsen) beantragen, um ihre eigenen vier Wände zu sanieren. Dazu gehören Versorgungsleitungen, Heizung, Fassade, Dach, Balkon, Sanitäreinrichtungen, Küchenzeilen oder die Installation von Solartechnik, Wärmepumpen und Klimaanlagen.

(Quelle: Germany Trade & Invest)