Gegenwind an der Grenze

Gegenwind an der Grenze

Ministerium bewilligt Windpark im Erzgebirge – Proteste in Sachsen halten an

24. 4. 2013 - Text: Ivan DramlitschText: id/čtk; Foto: BMU

Das tschechische Umweltministerium hat dem Bau eines Windparks bei Moldava im Erzgebirge nahe der sächsischen Grenze grünes Licht gegeben. Die Umweltverträglichkeitsprüfung fiel positiv aus. Damit wird es dem Investor EP Renewables ermöglicht, in der Grenzregion insgesamt 18 Windräder mit einer Gesamtleistung von 54 Megawatt zu bauen.

Allerdings ist die Genehmigung an nahezu 120 Bedingungen geknüpft, die der Investor erfüllen muss. So müssen große Bauteile per Hubschrauber transportiert werden, um mögliche Rodungen im Bereich der Zufahrtsstraßen einzudämmen. Aus Gründen des Vogelschutzes darf weder im Winter noch in den Monaten April bis Juli gebaut werden.

Die Gemeinde Moldava hatte sich bereits in der Vergangenheit für das Projekt ausgesprochen. Auch die Mehrheit der Einwohner ist angeblich für den Windpark. Laut Tomáš Tvrdík, stellvertretender Bürgermeister des Ortes, wird der Investor der Gemeinde eine Kompensation für die Errichtung der Windräder zahlen. Davon sollen Wasserleitungen, Kanalisation, Straßen und Gemeindebauten modernisiert werden. „Unser Jahresetat beträgt sechs Millionen Kronen, der Investor gibt uns ein Vielfaches davon“, so Tvrdík.

Gegen den Wind
Ganz anders sehen die Reaktionen auf der sächsischen Seite der Grenze aus. Dort gibt es massiven Widerstand gegen die Windpark-Pläne. „Holzhau hat knapp 400 Einwohner, jährlich allerdings über 60.000 Übernachtungen. Aber wer wird schon in eine Gegend voller Windräder kommen wollen? Das wäre das Ende von Tourismus und Handwerk“, ist sich Dietmar Kaltofen vom Fremdenverkehrs- und Heimatverein Holzhau sicher. Die Gemeinde liegt gerade einmal fünf Kilometer Luftlinie von Moldava entfernt.

Dem Kampf gegen die geplante Windrad-Anlage hat sich die Bürgerinitiative „Gegenwind“ verschrieben. Die geplante Windkraftanlage stellt ihrer Meinung nach einen massiven Eingriff in die Natur dar und gefährdet zahlreiche dort beheimatete seltene Tierarten. Aber auch massive Konsequenzen für die Anwohner werden befürchtet: „Der Lärm und der Schattenwurf der Anlagen gefährdet unsere Gesundheit. Außerdem verliert unser Eigentum an Wert, die Grundstücke werden unverkäuflich sein“, so der ortsansässige Umweltschützer Volker Geyer.

Die deutschen Gegner des Projektes sind auch bereit, den Klageweg zu gehen. „Falls Prag diese Industrieanlage in einem Naturreservat nicht verhindert, werden wir gegen diese Windmafia klagen und gehen, wenn es sein muss, bis vors Oberste Gericht“, sagte der Altenberger Bürgermeister der „Bild“-Zeitung. Auch die Bürgerinitiative „Gegenwind“ wird im Zweifelsfall juristisch gegen den Windpark vorgehen. Derzeit hofft man, dass eine den EU-Abgeordneten zugestellte Petition Wirkung zeigt. In Arbeit ist darüber hinaus eine Beschwerde an die EU. Der Investor rechnet mit einem Baubeginn spätestens im kommenden Jahr.