Elektroautos kommen nur schwer in Fahrt

Elektroautos kommen nur schwer in Fahrt

Verkauf läuft bislang schleppend – Stromversorger bauen Netz von Ladestationen aus

8. 5. 2013 - Text: Friedrich GoedekingText: Gerit Schulze; Foto: Michael Mochvin

Elektroautos warten in Tschechien noch auf den Durchbruch. Nur 89 Neuwagen wurden 2012 verkauft. Die Regierung will nun mit einem Aktionsplan den Absatz von emissionsfreien Autos ankurbeln. Bis 2015 sollen 1.500 E-Autos unterwegs sein. Finanzielle Unterstützung und Steuerrabatte sind aber nicht geplant. Dafür bauen die Stromversorger ein landesweites Netz von Ladestationen auf, bieten Gratis-Strom an öffentlichen Plätzen und vergünstigte Tarife für die Garagenladung.

Ähnlich wie in Deutschland kommt die Elektromobilität auch in Tschechien nur in kleinen Schritten voran. Derzeit sind nach Schätzungen des Verbands der Elektromobil-Industrie (ASEP) erst 250 E-Autos im Land unterwegs (in Deutschland rund 6.000). Für 2013 wird ein Zuwachs von 25 Prozent erwartet. Bis 2015 könnten dann 1.500 batteriebetriebene Pkw durch Tschechien rollen. „Das hängt aber davon ab, ob die Automobilhersteller ihre Versprechen erfüllen und neue Modelle auf den Markt bringen“, erklärte Jakub Ditrich, Vizevorsitzender des Branchenverbands ASEP auf einer Veranstaltung der Deutsch-Tschechischen Industrie- und Handelskammer in Prag.

Die Auslandshandelskammer hatte Ende April deutsche und tschechische Experten zu einem Erfahrungsaustausch zusammengebracht. Deutsche Unternehmen, darunter Hersteller von Elektrorollern oder Softwarelieferanten für Ladestationen, interessieren sich bereits für den tschechischen Markt. Doch Branchenkenner Ditrich sagt, dass die Dynamik deutlich geringer ist als noch vor einigen Jahren prognostiziert. „Problem ist, dass es bei uns keine Anreizsysteme oder Vorteile beim Kauf von Elektroautos gibt“, so Ditrich.

Zwar erarbeitet das Wirtschaftsministerium bis zum Jahresende den Nationalen Aktionsplan „Saubere Mobilität“. Doch konkrete finanzielle Unterstützung für die Anschaffung von Elektrofahrzeugen ist in den ersten Konzepten kaum vorgesehen. Bislang sind nur Unternehmen von der sogenannten Straßensteuer (silniční daň) befreit, wenn sie Elektroautos als Firmenfahrzeuge einsetzen. Dadurch sparen sie je nach Hubraum zwischen 1.200 und 4.200 Kronen pro Jahr, das entspricht umgerechnet etwa 50 bis 160 Euro.

Privatpersonen zahlen diese Steuer gar nicht. Die Ersparnis wäre ohnehin zu gering, um die Mehrkosten bei der Anschaffung von Elektroautos zu kompensieren. Wegen der angespannten Haushaltslage rechnen Experten trotzdem nicht damit, dass die Regierung deutliche Steuervergünstigungen, etwa den Erlass der Mehrwertsteuer, gewähren wird.

Immerhin will der Staat dafür sorgen, dass öffentliche Institutionen und Betriebe mehr Fahrzeuge mit alternativen Antriebsformen anschaffen. In den Städten Prag, Brünn und Ostrava sind außerdem Umweltzonen in Planung. Das würde Fahrzeuge ohne Verbrennungsmotor bei der Fahrt in die Innenstadt bevorteilen. Auch kostenlose Parkplätze für emissionsfreie Fahrzeuge sind im Gespräch. Ebenso sollen die Autos an öffentlichen Plätzen zunächst kostenfrei aufgeladen werden können.

ČEZ vor PRE
Die tschechischen Stromversorger warten naturgemäß mit Spannung auf den Durchbruch des Elektromotors. Schließlich geht die Energiekonzeption der Regierung davon aus, dass bis 2040 jährlich 300 Gigawattstunden Elektrizität für die Elektromobilität benötigt werden. Das wäre nach heutigen Energiepreisen ein Geschäftsvolumen von rund 50 Millionen Euro. Deshalb investieren die großen Stromanbieter schon jetzt kräftig in Ladestationen. Laut Branchenverband ASEP gibt es derzeit rund 210 Ladepunkte. Bei der Technologie dominieren dabei die Systeme des deutschen Elektrotechnik-Herstellers Mennekes. Schnellladestationen nach dem neuesten CCS-Standard (Combined Charging System) gibt es in Tschechien noch nicht, sind aber geplant.

Der Stromkonzern ČEZ hat laut Branchenverband bereits 35 Stationen installiert, der Prager Stromversorger PRE betreibt 16, E.ON 5 und RWE 1. Bis 2015 soll es landesweit 400 Stationen geben. Auch einer der größten Autohändler Tschechiens, AAA, hat angekündigt, in das Geschäft mit Elektroautos einzusteigen. Jede der landesweit 19 Filialen soll eine Ladestation bekommen, wo die Kunden ihre Batterien kostenlos mit Strom füllen können. Den Anfang macht Prag, in Kürze soll Brünn folgen.

„In der Hauptstadt Prag haben Sie kein Problem, ein E-Auto aufzuladen“, erklärt Branchenexperte Ditrich. Die Dichte an Ladestationen sei schon heute ausreichend. Wer seine Batterie zuhause auflädt, bekommt von einigen Stromversorgern einen nächtlichen Sondertarif von rund zwei Kronen je Kilowattstunde (rund 8 Eurocent).
Trotzdem wartet die Elektromobilität noch auf den großen Durchbruch. Ein Blick auf die tschechische Zulassungsstatistik zeigt, wie gering bislang der Anteil der Elektroautos ist. Die 2012 neu angemeldeten 89 Pkw mit Elektroantrieb entsprachen lediglich 0,05 Prozent aller Neuzulassungen. Andere alternative Kraftstoffe wie komprimiertes Erdgas (CNG) oder Flüssiggas (LPG) setzen sich deutlich schneller durch.

Erst viel, dann wenig
Aktuell werden in Tschechien etwa sieben Modelle angeboten, wobei vor allem französische Marken den Markt für Elektrofahrzeuge dominieren. Peugeot verkaufte 2012 gleich 52 Einheiten, Citroën 26 Einheiten. Neun Fahrzeuge entfielen auf Opel. Als neue Modelle werden in den kommenden Monaten Škoda Citigo elektromobil, Th!nk, Renault Zoe und Kangoo, die chinesische BYD, Tesla S und X sowie der Nissan Leaf erwartet.

Tschechiens größter Automobilhersteller Škoda hatte bereits 2011 eine Miniserie von Fahrzeugen des Typs Octavia als Elektrofahrzeug präsentiert (Green E Line). Das Auto wurde in den vergangenen zwei Jahren intern und dann bei externen Partnern wie Stromversorger, Hochschulen, und Behörden erfolgreich getestet. Die 315 Kilogramm schwere Batterie erlaubte Reichweiten von rund 150 Kilometern. Der „Verbrauch“ von 18 Kilowattstunden entsprach Fahrtkosten von unter 3 Euro je 100 Kilometer.

Dennoch wäre der Elektro-Octavia in der Anschaffung fast doppelt so teuer wie die herkömmliche Dieselvariante. Daher ist eine Serienproduktion bei Škoda vorerst nicht geplant. Stattdessen setzt der Mutterkonzern Volkswagen bei Elektroantrieben zunächst auf das Kleinwagenmodell Up!, das zusammen mit Škoda Citigo und Seat Mii zur Reihe „New Small Family“ von Volkswagen gehört. Der E-up! soll ab der 2. Jahreshälfte 2013 in der VW-Fabrik Bratislava produziert werden.

Der Autor arbeitet für Germany Trade & Invest als Korrespondent für Tschechien und die Slowakei.