Blutige Schlachten in den Alpen

Blutige Schlachten in den Alpen

Junge Künstler aus Tschechien und Österreich verfilmen den Abenteuerroman „Menandros und Thais“

11. 9. 2013 - Text: Isabelle DanielText: Isabelle Daniel; Foto: Andreas Obermayr

Es sollte ein kleines Projekt experimentierfreudiger junger Filmemacher werden. Mittlerweile ist der in der Produktion befindliche Spielfilm „Menandros und Thais“ zu einem gewaltigen Filmprojekt herangewachsen, an dem nicht nur die Initiatoren der Wiener Literaturvereinigung „Die Gruppe“ und die beiden größten tschechischen und österreichischen Filmschulen, sondern auch private Förderer beteiligt sind. Die Hauptverantwortlichen sind der Bühnenbildner Antonín Šilar, die Filmstudentin Anna Tydlitátová und der Schriftsteller Ondřej Cikán, dessen erster Roman die Vorlage für die Verfilmung bildet – keiner von ihnen älter als 28.

Antikes Pathos, Liebe, Piraten und blutige Schlachten: So fasst Anna Tydlitátová das Thema des Films zusammen, den sie seit zwei Jahren als Produzentin verantwortet und der im Mai 2014 endlich Premiere feiern soll. Es geht um die altgriechische Prinzessin Thais, die bei ihrer Hochzeit von Piraten entführt wird, und ihren Bräutigam Menandros, der auf der Suche nach ihr durch eine surreale Welt irrt, in der auch drogensüchtige Zwerge keine ungewöhnliche Erscheinung sind.

Die Abenteuergeschichte bringt aus filmtechnischer Sicht enorme Herausforderungen mit sich – besonders wenn es sich wie in diesem Fall um eine Low-Budget-Produktion handelt. „Wir haben jetzt 50 Drehtage an den verrücktesten Orten hinter uns“, sagt Tydlitátová, die erst vor kurzem ihren ersten Dokumentarfilm über die Ikone der tschechoslowakischen Demokratiebewegung Eva Haňková abgeschlossen hat. „Es geht darum, möglichst starke Kontraste zwischen den Szenen herzustellen“, erklärt Regisseur Šilar. „Es gibt Szenen mit sehr sterilem Hintergrund, aber auch solche, die sehr natürlich wirken. Die Kostüme sind dabei entscheidend, damit der Zuschauer weiß, wo im Film er sich gerade befindet.“ Gedreht wurde unter anderem in den österreichischen Alpen, in Wien und der „schwarzen Wüste der Industrie im Norden Tschechiens“, wie Šilar, der als Bühnen- und Kostümbildner für die meisten Prager Theaterhäuser gearbeitet hat, die Region um Most nennt.

Kontraste soll es auch beim Soundtrack geben. Orchestermusik wechselt sich ab mit elektronischer Musik, die von der tschechischen Band „Needles“ kommt.

Film statt Theater
„Ich hätte zu Beginn des Projekts nicht gedacht, dass so etwas Großes daraus entstehen könnte“, gesteht Tydlitátová. Der Perfektionismus der – mittlerweile sechs – Beteiligten im Kernteam ließ das Projekt jedoch immer weiter anwachsen. „Es gab eine Art Schneeballeffekt. Anfangs waren wir ein paar junge Leute, die Kooperationspartner an den Filmschulen in Prag und Wien gefunden hatten. Jetzt gibt es ein professionelles Filmteam und dazu unzählige Schauspieler“, sagt Šilar, der zugleich der eigentliche Initiator der Verfilmung ist. „Ondřej Cikán hätte sein Buch gern an einem Theater aufführen lassen. Weil es an den meisten Häusern aber schwierig ist, zeitgenössische Autoren unterzubekommen, habe ich vorgeschlagen, stattdessen einen Film zu drehen.“

Mit den Schauspielern Jakub Gottwald und Violetta Zupančič fanden sich zwei namhafte Nachwuchskünstler aus Tschechien und Österreich, die die Rollen der Protagonisten übernehmen. Damit einhergehend steht jedoch die nächste Herausforderung direkt ins Haus: Denn der Film soll mehrsprachig sein. Neben Deutsch und Tschechisch werden in einigen Szenen noch weitere Sprachen gesprochen, die untertitelt werden müssen.

„Die Arbeit am Ton wird einen großen Teil der Postproduktion ausmachen. Uns ist es aber wichtig, dass der internationale Charakter des ganzen Projekts auch im Film selbst sichtbar wird“, sagt Tydlitátová. Viel fehlt nicht mehr, bis der Film fertiggestellt werden kann – außer Geld. Tydlitátová hat einige Szenen bereits auf der Berlinale und beim finnischen Tampere-Filmfestival vorgestellt und dort viel positives Feedback bekommen. Knapp 30.000 Euro fehlen trotzdem noch, um das Endergebnis zu bekommen, das die Produzenten sich wünschen. „Das Projekt ist immer noch offen für Investoren und Co-Produzenten“, sagt Tydlitátová. Den Premierentermin im kommenden Jahr will sie auf jeden Fall halten.

Mehr Informationen unter www.menandros.cz