Zum Streik bereit

Zum Streik bereit

Der Autohersteller Hyundai fährt immer bessere Ergebnisse ein. Nun wollen die Beschäftigten im mährischen Nošovice mehr Geld

7. 5. 2014 - Text: Corinna AntonText: Corinna Anton; Foto: Taneli Rajala

Die Gewerkschaftsvertreter sind fest entschlossen. Für die Angestellten des Hyundai-Werks im mährisch-schlesischen Nošovice wollen sie mehr Geld. Nach monatelangen Verhandlungen erklärten sie deshalb in der vergangenen Woche ihre Streikbereitschaft. Es sei nicht möglich, mit der Unternehmensführung eine Einigung über neue Tarifverträge zu erzielen, begründeten sie diesen Schritt. Bereits im März hatten sie die Verhandlungen nach heftigen Auseinandersetzungen über die Höhe der Gehälter abgebrochen und beschlossen, die weiteren Gespräche über einen Vermittler zu führen. Der soll Unternehmensangaben zufolge seine Arbeit in dieser Woche aufnehmen.

Unternehmenssprecher Petr Vaněk reagierte verständnislos auf die Ankündigung der Streikbereitschaft noch vor Eintreffen des Vermittlers. Die Firma könne die Verhandlungen unter diesen Umständen nicht beschleunigen, er verstehe den Grund für die Streikbereitschaft nicht, so Vaněk. Den Gewerkschaftsvertretern zufolge liegt der Hauptgrund für die Streikbereitschaft in der fehlenden Bereitschaft der Unternehmensführung, „ehrliche und offene“ Verhandlungen zu führen und auf ihre Forderungen bezüglich der Vergütung der Arbeit einzugehen.

„Wir haben unsere Streikbereitschaft wegen der Auseinandersetzung um den Tarifvertrag erklärt, aber auch, damit der Arbeitgeber beginnt, sich so zu verhalten, wie er sollte“, sagte der Chef des Gewerkschaftsverbands Kovo im Hyundai-Werk Radek Kuchař. Die Vertreter der Gewerkschaft behaupten, die Unternehmensführung habe es abgelehnt, auf die Einschätzung des Vermittlers zu warten und die Angestellten genötigt, individuelle Ergänzungen zu ihren Arbeitsverträgen zu unterschreiben.

Die Firma gab gegenüber der tschechischen Nachrichtenagentur ČTK an, die Gewerkschaften würden eine Lohnerhöhung von 9,5 Prozent fordern, während sie den Angestellten eine Erhöhung von 5,5 Prozent geboten habe, unter der Voraussetzung, dass sie eine solche Ergänzung unterschreiben. „Das halten wir für mehr als großzügig“, kommentierte Unternehmenssprecher Vaněk dieses Vorgehen.

Ende März hatte Hyundai zunächst angeboten, die Löhne ab April um 3,2 Prozent zu erhöhen. Im Vergleich mit anderen Autoherstellern erscheinen die nun vorgeschlagenen Zahlen tatsächlich hoch. In den Škoda-Werken zum Beispiel sind die Tariflöhne zuletzt um zwei Prozent gestiegen und bei Toyota Peugeot Citroën Automobile (TPCA) in Kolín um durchschnittlich 2,4 Prozent. Die Arbeitnehmervertreter in Nošovice argumentieren jedoch, Hyundai lasse die verbesserten Unternehmensergebnisse nicht genug in die Löhne einfließen. Das Unternehmen hat im vergangenen Jahr in Nošovice insgesamt 303.460 Fahrzeuge hergestellt. Dem aktuellsten Geschäftsbericht zufolge erzielte Hyundai im Jahr 2012 Umsätze in Höhe von 92,3 Milliarden Kronen (rund 3,4 Milliarden Euro) und machte sieben Milliarden Kronen Gewinn.

Der Arbeitgeber schaffe es noch immer nicht, die steigende Qualität und die erhöhten Anstrengungen seiner Beschäftigten entsprechend zu würdigen und wolle sie nicht an den wirtschaftlichen Erfolgen teilhaben lassen, so die Argumentation der Gewerkschafter. Sie glauben nach eigenen Aussagen, dass etwa drei Fünftel der Werksangestellten ihr Vorgehen für richtig halten.

Insgesamt arbeiten im Hyundai-Werk in Nošovice rund 3.400 Menschen. Mehr als doppelt so viele sind bei Zulieferfirmen in der Region beschäftigt. Der durchschnittliche monatliche Bruttolohn bei dem Automobilhersteller belief sich im vergangenen Jahr auf 30.094 Kronen (etwa 1.100 Euro), ein Arbeiter verdiente etwa 27.700 Kronen und damit mehr als die meisten Menschen im Mährisch-Schlesischen Kreis, wo der Durchschnittslohn im vergangenen Jahr bei 23.212 Kronen lag.