Wieder mehr Straftaten in Bayern

Wieder mehr Straftaten in Bayern

Die Kriminalität mit Drogen und im Internet ist im Freistaat angestiegen. Innenminister Herrmann zeigt sich dennoch zufrieden

14. 3. 2013 - Text: Klaus HanischText: khan; Foto: Arno Bachert/Pixelio

Jahrelang ist die Zahl der Straftaten in Bayern gesunken. 2012 stiegen sie jedoch wieder an, im zweiten Jahr in Folge. Trotzdem stünde der Freistaat mit seiner Kriminalitätsstatistik noch immer gut da – wenn er nicht dem Rauschgiftproblem an der bayerisch-böhmischen Grenze zu kämpfen hätte.

Im Freistaat wurde zwar nahezu jeder Mörder und Totschläger überführt (99 Prozent Aufklärungsquote). Gleichzeitig stieg aber die Zahl der ertappten Erstkonsumenten mit Drogen um fast 87 Prozent auf 528 Personen. Während die bayerische Polizei im vorigen Jahr exakt 626.865 Straftaten erfasste – ein leichter Anstieg um 0,6 Prozent im Vergleich zu 2011, ist die Drogenkriminalität um 6,3 Prozent auf 33.221 Straftaten angestiegen.

Dennoch präsentierte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann die Statistik 2012 nicht ohne Stolz. Im Freistaat lag die Aufklärungsquote bei 63,2 Prozent aller Straftaten. Dagegen werde „im Bundesschnitt regelmäßig etwa nur die Hälfte der Delikte aufgeklärt“, so Herrmann. Zunehmender Drogenschmuggel sowie die stark wachsende Kriminalität im Internet fordern die bayerische Polizei jedoch weiter heraus. Wieder einmal bezeichnete Herrmann den Schmuggel von „Crystal“ aus Tschechien als besorgniserregend. In Bayern wurden im letzten Jahr 14,3 Kilogramm der Modedroge sichergestellt (2011: 11,7 Kilogramm). Damit entzog die Polizei dem Drogenmarkt etwa 140.000 Konsumeinheiten. Trotzdem starben 20 Drogenkonsumenten, Ursache dafür war auch Crystal.

Gerade im Bereich des grenznahen Polizeipräsidiums Oberpfalz stieg die Drogenkriminalität gegenüber dem Vorjahr um fast zehn Prozent. Mit 246 Fällen wurde der höchste Stand seit fünf Jahren erreicht. Das weiterhin größte Problem ist die illegale Einfuhr beziehungsweise der Schmuggel von „Crystal“ aus der Tschechischen Republik. Da     bei sind sowohl die Deliktzahlen als auch die sichergestellten Mengen gestiegen. Etwa 80 Prozent des Rauschgiftes wurden in den Grenzlandkreisen Cham, Neustadt an der Waldnaab und Tirschenreuth sichergestellt. Bei den Ermittlungen ergaben sich immer wieder Hinweise, dass das Rauschgift auf den grenznahen sogenannten „Vietnamesenmärkten“ erworben wurde.

Umstrittene Statistik
Innenminister Herrmann führte den deutlichen Anstieg nicht zuletzt auf verstärkte Kontrollen der bayerischen Polizei zurück. Als wichtiges Signal im Kampf gegen Crystal bezeichnete er die Absicht der tschechischen Regierung „nun endlich entschiedener gegen die Drogenkriminalität vorzugehen“. Herrmann begrüßte, dass die tschechische Polizei seit Februar dieses Jahres den Fahndungsdruck nach Vorbild der bayerischen Schleierfahndung erhöht habe. Auch die Ankündigung, die tschechischen Drogengesetze beim straffreien Eigenbesitz zu verschärfen und gezielter gegen Produzenten und Hintermänner vorzugehen, sei der richtige Weg.

Im letzten Jahr lag die Kriminalitätsbelastung bei insgesamt 4.977 Straftaten pro 100.000 Einwohner. Für Herrmann ein Spitzenwert in Deutschland, zumal sie vor zehn Jahren in Bayern noch mehr als 5.700 Straftaten pro 100.000 Einwohner ausmachte.

Kritik an der Statistik äußerte jedoch der Bund Deutscher Kriminalbeamter, weil ausschließlich die bearbeiteten Strafanzeigen abgebildet würden, nicht aber konkrete Opferdaten. Zudem fließen in die Aufklärungsquote zwar Tatverdächtige ein, unklar bleibe aber, ob gegen sie danach tatsächlich Anklage erhoben werde. Die bayerische SPD bemängelte, dass „das Aufklärungsergebnis in Bayern zum zweiten Mal in Folge gesunken“ sei – zunächst von 64,6 Prozent (2010) auf 64 Prozent (2011) und nun auf 63,2 Prozent.