Wenn „Moin“ zu „Dobrý den“ wird

Wenn „Moin“ zu „Dobrý den“ wird

Brücke/Most-Stiftung feiert Jubiläums-Teilnehmer – mit „Pragkontakt“ bringt sie Schüler zusammen

20. 4. 2016 - Text: Helge Hommers, Foto: Míla Man

Damit deutsche Schüler Prag nicht nur als Touristen kennenlernen, bringt die Brücke/Most-Stiftung sie mit tschechischen Gleichaltrigen zusammen. Anfang April begrüßten die Organisatoren den 20.000 Teilnehmer des Projekts „Pragkontakt“.

Von einem zaghaften „Ahoj“ begleitet zieht eine La-Ola-Welle durch den Seminarraum 05 des Goethe-Instituts. Lauter wird es, als sich die folgende „Hallo“-Woge ihren Weg über die emporgestreckten Hände zurück bahnt. Bei „Dobrý den“ kommt es zu einem letzten Stimmungshoch, bevor die Choreografie mit einem „Moin“ endet. „Das geht aber besser“, urteilt Seminar­leiter Míla Man augenzwinkernd.

Für die beiden Deutsch-Leistungskurse der Bremer Oberschule Findorff bildete das Treffen mit den tschechischen Schülern nur einen von vielen Programmpunkten. Sie haben die Gedenkstätte Theresienstadt besucht, mit einem Holocaust-Überlebenden gesprochen und eine interaktive Führung über die Prager Burg gemacht. „Unser Ziel ist es, den Gruppen tiefer gehendes Wissen über Tschechien und Prag zu vermitteln. Der Unterricht in der Schule stößt dabei nämlich früh an seine Grenzen“, erläutert Man. Die La-Ola-Begrüßung war eines der Spiele, die die Jugendlichen zusammenführen sollten. Denn zu Beginn saßen sich die deutsche und die tschechische Gruppe noch wie durch eine imaginäre Mauer getrennt gegenüber.

Es gäbe jedoch auch eine andere Möglichkeit, bemerkt einer der angehenden Abiturienten: „Am besten einfach Witze reißen.“ Seine Zwischenrufe amüsieren nicht nur seine Klassenkameraden, sondern auch die Prager Schüler. „Um Sprachbarrieren abzubauen, ist gemeinsames Lachen die beste Methode“, meint er.

Sein Lehrer Niko Jäger ist zum vierten Mal mit „Pragkontakt“ auf Seminarfahrt. „Gerade die interkulturelle Begegnung mit anderen jungen Menschen bekommen die Schüler auf kommerziell organisierten Reisen nicht“, sagt der 31-Jährige.

Nach dem flüchtigen Kennenlernen brachen die Schüler in gemischten Gruppen zu einer Sinnes-Erforschung quer durch die Prager Altstadt auf. Neben dem Erschmecken von Eissorten, dem zeichnerischen Umbau des Altstädter Rathaus und dem Erraten von Karel-Gott-Liedern, stand aber vor allem Shoppen hoch im Kurs. Bevorzugt bei „Victoria’s Secret“ – obwohl sich die einzige Filiale am Flug­hafen befindet.


PRAGKONTAKT

Die Brücke/Most-Stiftung mit Sitz in Dresden wurde 1997 mit dem Ziel gegründet, die Zusammenarbeit mit Tschechien und anderen ostmitteleuropäischen Staaten zu unterstützen und zu fördern. In diesem Sinne werden Projekte durchgeführt, in denen das gemeinsame Erleben von Menschen aus verschiedenen Kulturen im Mittelpunkt steht. Seit 2007 werden zudem Bildungs- und Begegnungsreisen im Rahmen von „Pragkontakt“ angeboten, an denen vor allem Schulklassen teilnehmen.