Verdienen an den Flüchtlingen

Verdienen an den Flüchtlingen

Die Nachfrage nach Wohncontainern steigt – tschechische Hersteller sind ausgebucht

2. 12. 2015 - Text: Corinna AntonText: ca/čtk; Foto: Touax

Was für die Nachbarn eine Krise ist, das ist für manche tschechische Firmen ein Glücksfall. Weil ständig neue Flüchtlinge in Deutschland ankommen, brauchen Städte und Gemeinden immer mehr Container, um die Menschen unterzubringen. Und die stammen oft von tschechischen Herstellern.
„Wir verzeichnen derzeit einen Anstieg der Produktion um 100 bis 200 Prozent im Vergleich zur Situation vor zwei Jahren“, sagt Jan Petr, Marketingleiter der Firma Touax in Supíkovice nahe der polnischen Grenze. Wohncontainer für Flüchtlinge machten bereits jetzt etwa 40 Prozent des Geschäfts aus. „Den Aufträgen zufolge wird der Anteil im nächsten Jahr auf bis zu 70 Prozent wachsen“, so Petr. Bestellungen kommen aus Berlin, München und Hamburg, aber auch aus kleineren Gemeinden, die Unterkünfte für Flüchtlinge schaffen. Das Unternehmen sei bis Mitte kommenden Jahres ausgelastet und habe bereits 40 neue Stellen geschaffen. Weitere Interessenten aus Deutschland müsse es dennoch abweisen, so Petr. „Außerdem haben wir Anfragen aus Schweden, Österreich und Ungarn.“

Einen deutlichen Anstieg meldet auch der Hersteller Česko-slezská výrobní. „Jetzt bauen wir 40 Container pro Tag, vor einem Jahr waren es 25 bis 28. So viel wie zur Zeit haben wir noch nie produziert“, berichtet Direktor Josef Žáček. Das Unternehmen stellte allein von Juli bis September 80 neue Mitarbeiter ein. Insgesamt beschäftigt es nun 400 Angestellte. „Wir sind immer auf der Suche, aber uns fehlen qualifizierte Kräfte“, sagt Žáček.

In Tschechien werden jährlich etwa 25.000 Container gefertigt (umgerechnet rund 375.000 Quadratmeter Wohnraum), damit gehört es im europaweiten Vergleich zur Spitzengruppe. Aber auch in anderen Branchen profitieren hiesige Unternehmen von der Ankunft vieler Flüchtlinge in Deutschland. So erklärte Adam Jareš, Leiter des Düsseldorfer Büros der staatlichen Agentur CzechTrade, gegenüber dem Wirtschaftsblatt „E15“: „Zum Beispiel die größte tschechische Fluggesellschaft Travel Service gewährleistet in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge den Transport der abgelehnten Asylbewerber von Deutschland in ihre Herkunftsländer.“