Tschechische Telefónica offenbar vor Verkauf

Tschechische Telefónica offenbar vor Verkauf

Der spanische Mobilfunkkonzern will sein Tschechien-Geschäft abtreten. Das Finanzunternehmen PPF ist interessiert

16. 10. 2013 - Text: Ivan DramlitschText: id/nw/čtk, Foto: Ludek

Die spanische Telekommunikationsgesellschaft Telefónica will ihren Anteil an Telefónica Czech Republic verkaufen. Das bestätigte das Unternehmen am Dienstag nach einer Meldung der Agentur Bloomberg. Das Unternehmen verhandelt derzeit mit der Finanzgruppe PPF. Ob es zu einer Einigung komme, sei derzeit allerdings noch nicht klar. Die PPF wollte sich dazu bisher nicht äußern.

Telefónica hält in Tschechien einen Anteil von 69 Prozent mit einem Wert von insgesamt 68 Milliarden Kronen (rund 2,7 Milliarden Euro). Der Preis der tschechischen Telefónica-Aktie war am Dienstag so hoch, wie seit neun Monaten nicht. „Telefónica prüft strategische Möglichkeiten im Zusammenhang mit ihrem Anteil an der Division Telefónica Czech Republic, dazu gehören auch Gespräche mit der Investitionsgruppe PPF“, heißt es in einer Telefónica-Mitteilung für den Aktienmarkt. Beobachtern zufolge könnte das Unternehmen mit einem solchen Verkauf Kapital für andere Transaktionen sowie für die Tilgung von Schulden freisetzen. „Der Verkauf dieses Eigentums könnte sinnvoll sein, weil Telefónica dadurch über mehr Flexibilität bei möglichen Fusionen und Neuerwerbungen, namentlich in Brasilien verfügt“, zitierte die Agentur Reuters das Maklerunternehmen Espirito Santo.

Telefónica ist der größte Telekommunikationsdienstleister Europas und auch auf dem tschechischen Markt die Nummer eins. 2005 erwarb das spanische Unternehmen 51 Prozent der Anteile der damaligen Tschechischen Telecom für 82,6 Milliarden Kronen (etwa 3,3 Milliarden Euro). Später kaufte Telefónica weitere 18 Prozent. Derzeit hat das Unternehmen, das in Tschechien als O2 operiert, rund 5,1 Millionen Mobilfunkkunden und 1,4 Millionen Festnetzanschlüsse. Hohe Schulden zwangen Telefónica bereits zum Verkauf einiger Aktivitäten.

PPF zog sich kürzlich als Bieter bei der Versteigerung der LTE-Frequenzen für schnelles mobiles Internet zurück. Diese hätte  der Firma ermöglicht, sich als vierter Anbieter auf dem tschechischen Mobilfunkmarkt zu etablieren. Der Grund dafür war die Bedingung des Telekommunikationsamts (ČTÚ), dass PPF in den nächsten 15 Jahren keinen weiteren Frequenzeninhaber kaufen dürfte, darunter keinen der drei großen Mobilfunkanbieter, zu denen Telefónica gehört. PPF entstand in den neunziger Jahren als Investitionsfonds im Zuge der Coupon-Privatisierung. Ihr wichtigster Schritt war der Erwerb der Versicherungsgesellschaft Česká pojišt’ovna. Heute ist die Holding eine der größten Finanzgruppen in Mittel- und Osteuropa.