Tschechisch-Slowakische Wettbetrugsaffäre

Verdacht auf Spielmanipulation: Polizei nimmt mehrere Fußballer fest

18. 9. 2013 - Text: Ivan DramlitschText: id/čtk; Foto: Chris Potter

Der tschechische Fußball gibt derzeit kein gutes Bild ab: zunächst das sportliche Aus, dann skandalöse Enthüllungen. Nur einen Tag nach dem Scheitern der Fußballnationalmannschaft in der WM-Qualifikation am Dienstag vergangener Woche haben Antikorruptionseinheiten der Polizei mehrere Fußballer festgenommen sowie zahlreiche Razzien durchgeführt. Der Verdacht: Spieler sollen gegen Zahlung von Bestechungsgeldern Partien beeinflusst und es dadurch ermöglicht haben, durch Wetteinsätze auf die manipulierten Spiele illegal Geld zu verdienen. Der organisierte Wettbetrug betrifft sowohl den tschechischen als auch den slowakischen Spielbetrieb.

Bisher wurden in Tschechien zwölf und in der Slowakei sieben Personen beschuldigt; vornehmlich handelt es sich dabei um aktive und ehemalige Fußballspieler. Beobachter gehen jedoch davon aus, dass diese Zahl im Zuge der laufenden Ermittlungen weiter steigen wird. Nach Angaben des slowakischen Polizeipräsidenten Tibor Gašpar sollen über slowakische Mittelsmänner mindestens 210.000 Euro Bestechungsgeld an konkrete Spieler geflossen sein, pro Begegnung soll die Bestechungssumme zwischen 2.000 und 60.000 Euro gelegen haben. Nach derzeitigem Erkenntnisstand sollen mindestens 19 Fußballspiele in beiden Ländern auf diese Art und Weise beeinflusst worden sein. Die slowakische Polizei geht davon aus, dass die Gang über asiatische Wettbüros rund 50.000 Euro pro Partie verdiente. Kopf der Gang sollen eine oder mehrere Personen aus dem asiatischen Raum sein.

Erstklassiger Bestechungsversuch
Betroffen sind in Tschechien vornehmlich Vereine aus den niedrigeren Spielklassen. „Die erste Liga wird streng überwacht. Jede Partie wird sorgfältig kontrolliert, da ist Manipulation schwierig. Auch auf die zweite Liga wird verstärkt geachtet. Die Angelegenheit betrifft eher den Amateurwettbewerb ab der dritten Liga abwärts“, so Martin Synecký, Sicherheitsbeauftragter des Tschechischen Fußballverbandes. Dennoch soll es im Frühjahr dieses Jahres auch zu einem Bestechungsversuch bei der Erstligapartie Teplice – České Budějovice gekommen sein. Allerdings erfolglos: „Aus der Teplicer Mannschaft hat sich niemand daran beteiligt, im Gegenteil, sie haben es abgelehnt“, so der ermittelnde Staatsanwalt Miloslav Kelyman gegenüber der Tageszeitung „Právo“.

Betroffene Vereine sind laut Medienberichten unter anderem Roudnice, Chomutov, Jihlava, České Budějovice; allesamt Zweit- und Drittligavereine. Unter Manipulationsverdacht steht auch die Juniorenliga. Da es dort keine Absteiger gibt, sei sie für Korruption besonders anfällig. In der Slowakei konzentrieren sich die Ermittlungen hingegen auf den Erstligaklub Dunajská Streda.

Der Tschechische Fußballverband hält sich mit Kommentaren zur laufenden Affäre zurück. In einer knappen Erklärung teilte er lediglich mit, dass er über entsprechende Polizeiermittlungen seit längerem informiert gewesen sei. „Fast ein Jahr haben wir still gehalten und wir müssen diese Taktik jetzt beibehalten. Es zeigt sich, dass es Früchte bringt, wenn die Polizei in Ruhe ihre Arbeit machen kann“, begründete Sicherheitschef Synecký die Zurückhaltung des Verbandes.

Den Stein ins Rollen brachte ein tschechischer Spieler, der sich an die Ermittlungsbehörden gewandt hatte; seine Identität wird jedoch geheim gehalten. Den Beschuldigten drohen Geld- oder auch Haftstrafen. In Tschechien kann Vorteilsnahme mit bis zu zwölf Jahren Haft bestraft werden.