Trinken in Krisenzeiten

Trinken in Krisenzeiten

Bier-Studie: Tschechen sind offener für Neues – Biermischgetränke werden beliebter

28. 11. 2012 - Text: PZText: čtk; Foto: APZ

Kein Klischee: Bier gehört zu den Tschechen wie die Karlsbrücke zu Prag. Hierzulande greifen drei von vier Bürgern regelmäßig zur Flasche oder dem Bierglas. Glaubt man der in der vorigen Woche vom heimischen Brauer- und Mälzerverband vorgestellten Studie des Meinungsforschungszentrums CVVM hat sich eine Sache hinsichtlich des Bierkonsums geändert: Immer mehr Frauen finden Geschmack am tschechischen Nationalgetränk. Für den Direktor des Brauerverbands Jan Veselý ist das eine „erfreuliche Entwicklung“. Ist das nur ein vorübergehender Trend oder wird das weibliche Geschlecht in den kommenden Jahren zu den männlichen Biertrinkern aufschließen? „Man muss abwarten“, meint Veselý.

Laut Studie trinken derzeit etwa 62 Prozent der tschechischen Frauen regelmäßig Bier, bei den Männern beträgt der Anteil 88 Prozent – genauso viel wie im Vorjahr. Die Frauen jedoch holen auf. Denn laut einer vom gleichen Institut veröffentlichten Erhebung hatten im Jahr 2011 „nur“ 54 Prozent der befragten Frauen erklärt, eine Biertrinkerin zu sein.
Sicher: Bierernst sollte man solche Studien nicht nehmen. Aber vielleicht hat Jiří Vinopal vom Meinungsinstitut ja recht mit der Annahme, dass sich die neue Liebe zum Bier mit dem nun auch in Tschechien immer mehr verbreiteten Bier-Mischgetränken wie Radler und anderen „Obstbieren“ (Tschechen bezeichnen Biere, die mit Zitronen- oder Orangenlimonade gemischt werden, oft als „ovocné pivo“) erklären lässt. In diesem Jahr haben laut CVVM 60 Prozent der Männer und 64 Prozent der Frauen ein Radler bestellt – Frauen sind also offener für Neues.

„Man kann durchaus sagen, dass die Konsumenten in den letzten Jahren experimentierfreudiger geworden sind. Sie sind eher bereit, auch einmal ein ihnen unbekanntes Bier zu trinken, zum Beispiel eines, das aus einer kleineren lokalen Brauerei stammt“, sagt Vinopal. Der „wirtschaftliche und gesellschaftliche Druck“ auf das Trinkverhalten – also wie viel Bier man am Tag oder Abend so trinkt – sei seiner Meinung nach immer deutlicher zu spüren. Die Zahl der Vieltrinker gehe kontinuierlich zurück.

Die wirtschaftliche Krise und die damit verbundenen Sparmaßnahmen der Regierung indes haben – schaut man auf die nackten Zahlen –noch keinen Einfluss auf das Trinkverhalten genommen. Eventuell lässt sich aber gerade auch damit erklären, dass Tschechiens Brauereien für den heimischen Markt in diesem Jahr etwas mehr (1,4 Prozent) produzierten als 2011.

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