Tote Kuriere

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Justizminister aus Tschechien und Bayern verstärken Personal im Kampf gegen die Droge

25. 9. 2014 - Text: Klaus HanischText: Klaus Hanisch; Foto: Helena Válková/ANO

Was bisher vor allem für Kokain galt, tritt immer häufiger bei der Modedroge auf: Transporteure schlucken kleine Päckchen mit Crystal oder stecken sie sich in andere Körperöffnungen und hoffen, dadurch nicht von der Polizei entdeckt zu werden. Bei dieser Transportmethode sind jedoch nicht die Beamten das größte Risiko, wie der Bamberger Generalstaatsanwalt Thomas Janovsky bei einem bayerisch-tschechischen Ministertreffen in der vergangenen Woche ausführte. Vielmehr sei der unter Drogenkonsumenten zunehmend verbreitete Körperschmuggel lebensgefährlich.

Das zeigte sich vor zwei Wochen im oberfränkischen Schirnding, wo ein junger Mann aus Bayreuth während einer Kontrolle plötzlich verstarb. Eine Obduktion ergab, dass in seinem Körper ein Crystal-Behälter geplatzt war. Nach Presseberichten meldete sich ein weiterer Drogendealer aus der oberfränkischen Bezirksstadt. Bei ihm konnten Mediziner mit einer Endoskopie das im Körper geschmuggelte Crystal rechtzeitig entfernen.

Durchaus keine Einzelfälle. Bereits Anfang August 2013 verursachte Körperschmuggel den Tod einer 32-Jährigen. Sie hatte Crystal in Tschechien gekauft, die verpackte Droge geschluckt und war zurück nach Bayreuth gefahren. Zuhause ging es ihr zunehmend schlechter, ein herbeigerufener Notarzt konnte ihr nicht mehr helfen. Das Crystal war im Körper der Frau aus der Verpackung ausgelaufen.

Nicht zuletzt wegen des wachsenden Schmuggels nannte der bayerische Justizminister Winfried Bausback die Droge ein „Riesenproblem“. Sorge macht ihm auch, dass Crystal zunehmend von organisierten Banden beherrscht wird. Das betonte der CSU-Politiker beim Treffen mit seiner tschechischen Amtskollegin Helena Válková (parteilos) in Hof und Sokolov (Falkenau). Dabei kamen beide Minister überein, ihr Personal im Kampf gegen Crystal zu verstärken.

Drogendealer reisen oft durch Hof, wenn sie Crystal in die Großstädte Süd- und Ostdeutschlands transportieren. Oft werden sie in dieser Region auch festgenommen. Deshalb richtet das bayerische Justizministerium bei der dortigen Staatsanwaltschaft und dem Amtsgericht ab 1. Oktober jeweils eine halbe Stelle zusätzlich ein.

Deutlicher Rückgang
Auch Tschechien will mehr Beamte bei Polizei und Justiz einsetzen. Allerdings sei es nicht einfach, in der von Vietnamesen beherrschten Drogenszene zu ermitteln, wie die tschechische Ministerin einmal mehr herausstellte. Bausback bilanzierte, dass im Jahr 2012 an den Grenzen beider Länder fast 80 Kilogramm Methamphetamin sichergestellt und 41 illegale Labore zu dessen Herstellung aufgedeckt worden seien. Mehr als 1.000 Personen wurden festgenommen. Allerdings: Im vorigen Jahr registrierte Bayern „erstmals einen deutlichen Rückgang der Erstkonsumenten von Crystal, und zwar um 27 Prozent“, wie der Justizminister anfügte.

Helena Válková beklagte, dass die Drogenkriminalität in den Grenzgebieten Tschechiens in den zurückliegenden Jahren deutlich gestiegen sei. Darauf solle jedoch nicht nur mit repressiven, sondern auch mit präventiven Maßnahmen reagiert werden. Ein wichtiger Schritt dazu erfolgte vor wenigen Wochen in Regensburg. Dort wurde eine Crystal-Meth-Hotline eingerichtet, die Süchtigen und deren Angehörigen eine schnelle Beratung über individuelle und regionale Therapie- und Betreuungsmöglichkeiten bietet.

„Ziel ist es, vor allem Jugendlichen und Heranwachsenden den Weg zurück in ein normales Leben ohne Drogen zu erleichtern”, erläuterte die Drogenbeauftragte des Bundes, Marlene Mortler. Träger der Hotline ist der örtliche Verein „DrugStop Drogenhilfe“. Das bayerische Gesundheitsministerium fördert das Modellprojekt bis Juli 2016 mit insgesamt 120.000 Euro. „Die Hotline hilft rasch, anonym und vermittelt auch Gesprächspartner“, so Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU).

Die Nummer der Crystal-Hotline lautet 0941/569-582-901. Sie ist von Montag bis Freitag von 10 bis 16 Uhr und sonntags zwischen 18 und 20 Uhr besetzt.