Teurer Brexit

Teurer Brexit

Ausstieg Großbritanniens könnte Tschechien Milliarden kosten

27. 4. 2016 - Text: Katharina WiegmannText: kw/čtk; Foto: cer.org.uk

Am 23. Juni entscheiden die Briten, ob ihr Land Mitglied der Europäischen Union bleiben soll. Das Referendum hätte nicht nur für sie und die Zukunft des europäischen Projekts gravierende Folgen. Auch für Tschechien steht einiges auf dem Spiel. Laut einer Studie der Komerční banka müsste das Land im schlimmsten Fall auf 38 Milliarden Kronen (1,4 Milliarden Euro) aus europäischen Fonds verzichten. Würde gleichzeitig der Handel mit Großbritannien im Rahmen des EU-Regelwerks wegfallen, könnte das Wirtschafts­wachstum in der um 1,9 Prozent sinken. Ein solches Szenario ist laut den Verfassern der Studie allerdings eher unwahrscheinlich.

Stimmen die Briten im Juni für den Austritt, würde das wohl nicht den sofortigen Bruch bedeuten, sondern den Beginn eines mindestens zwei Jahre dauernden Prozesses. Während dieser Zeit würden für Groß­britannien die gleichen Regeln gelten wie zuvor. An Sitzungen des Ministerrats und des Europäischen Rates würden die Briten aber nicht mehr teilnehmen.

Im schlimmsten Fall würde Großbritannien schon nicht mehr in den EU-Haushalt für das Jahr 2017 einzahlen und der Staatengemeinschaft damit ein Minus in Höhe von 65 Milliarden Euro bis zum Jahr 2020 bescheren. Für EU-Fonds stünden 27 Milliarden Euro weniger zur Verfügung.

Tschechien rechnet in der aktuellen Förderperiode mit 24,2 Milliarden Euro (654 Milliarden Kronen) an Zuschüssen. „Dieser Betrag könnte ohne die Zahlungen Großbritanniens um sechs Prozent sinken und Tschechien würden in den kommenden vier Jahren 38 Milliarden Kronen entgehen“, so die Experten der Komerční banka. Der Brexit würde ihnen zufolge das Wirtschaftswachstum der gesamten Eurozone beeinflussen und sich damit auch auf Tschechien auswirken. Großbritannien belegt aus tschechischer Sicht den neunten Platz in der Liste der wichtigsten Handelspartner innerhalb der EU.