Sparen unterm Sternenhimmel

Campingplatzbetreiber hoffen nach dem Hochwasser im vergangenen Jahr auf eine bessere Saison

15. 5. 2014 - Text: Corinna AntonText: Corinna Anton; Foto: magicpen/pixelio.de

Für Michal Gabriel kam das vergangene Jahr einer Katastrophe gleich. „Wir mussten etliche Bäume fällen, die drohten, auf die Wohnwägen zu stürzen. Jetzt haben wir 16 neue Platanen gepflanzt“, erzählt Gabriel. Auch die kleinen Hütten auf seinem Camping-Platz in Zadní Třebaň nahe Beroun und der berühmten Burg Karlštejn waren überflutet. Fast alle Möbel hat das Hochwasser im Juni 2013 zerstört. Mehr als eine halbe Million Kronen (etwa 20.000 Euro) musste Gabriel investieren, um die Anlage wieder herzurichten.

Die neue Saison soll besser werden. Während die ersten Gäste sich Anfang Mai schon auf dem Platz einrichten, denkt der Betreiber deshalb noch darüber nach, wie er seine Anlage bei künftigen Überschwemmungen besser schützen kann. Wie Gabriel erging es im vergangenen Jahr vielen Campingplatz-Betreibern in Mittelböhmen. Sie haben lange gebraucht, um die Schäden zu beheben, die das Hochwasser hinterlassen hat. Andere Gegenden hat die Flut weniger schlimm getroffen. Manche, die verschont blieben, profitierten wohl auch davon, dass Urlauber, die in die betroffenen Gebiete fahren wollten, ihre Pläne kurzzeitig ändern mussten. So lässt sich erklären, dass 2013 laut Bohumil Starý trotz der Überschwemmungen ein relativ gutes Jahr für viele Campinganlagen war. Starý ist Vorsitzender der Vereinigung der tschechischen Campingplatz­betreiber und hat selbst einen Platz im ostböhmischen Heřmanův Městec. „Aber wenn ich daran denke, wie es noch vor ein paar Jahren aussah, dann war 2012 ziemlich unterdurchschnittlich“, schiebt Starý hinterher.

Im ganzen Land gibt es etwa 500 Campingplätze mit Flächen für insgesamt mehr als 48.000 Zelte und Wohnwagen. Mehr als ein Viertel davon befindet sich in Südböhmen. Die ersten Gäste der Saison sind auch dort schon eingetroffen. Traditionell sind es die Angler und Radfahrer, die schon im Frühjahr anreisen, gefolgt von den Sommerurlaubern. Zum Abschluss kommen im Herbst die Pilzsammler. Die Preise sind  nach einigen Jahren der Stagnation an manchen Plätzen in der Region erstmals wieder etwas gestiegen. „Wir haben die Preise leicht erhöht, etwa um fünf bis zehn Kronen“, sagt Jiří Falout von Lipno Servis. Ein Erwachsener zahlt nun in der Hauptsaison 80 Kronen für eine Nacht im Zelt. Im Gegenzug wirbt die Anlage, die Platz für etwa 370 Zelte und Wohnwagen bietet, mit einem verbesserten Angebot. Campern steht etwa eine neue Küche zur Verfügung, für die Kinder gibt es ein Unterhaltungsprogramm.

Bis in den Herbst

Mit einem verbesserten Angebot wollen auch viele Betreiber in der Region Karlsbad mehr Touristen anlocken. Wegen des guten Wetters hat für einige die Saison schon im April vielversprechend begonnen, die Anmeldungen reichen bei manchen bis in den Herbst. Zwar kommen auf die Campingplätze in der Region weniger ausländische Touristen als in der Vergangenheit. Dafür schlagen aber immer mehr Tschechen ihre Urlaubszelte in der Gegend auf.

Im Mährisch-Schlesischen Kreis dagegen sind die Zahlen zuletzt deutlich zurückgegangen. Im Jahr 2012 haben in der Region etwa 21.700 Touristen ein Zelt oder einen Wohnwagen bezogen. Im Durchschnitt blieben sie 2,7 Nächte – genauso lange wie im Jahr 2000. Damals hatten die Campingplätze allerdings noch mehr als 33.600 Urlauber gezählt. Jaroslava Kulhánková versucht daher, mit stabilen Preisen für ihren Campingplatz zu werben. Die Anlage liegt am Flüsschen Moravice und ist bei Wassersportlern beliebt. „Damit die Leute hierher kommen, haben wir die Preise schon etwa vier Jahre nicht verändert“, sagt Kulhánková. Platz für 50 Zelte gibt es auf der Anlage. Erwachsene zahlen 60 Kronen pro Nacht. Außerdem fallen 60 Kronen pro Zelt an und 40 pro Auto. Die Betreiberin merkt, dass die Urlauber weniger Geld zur Verfügung haben und sparen, wo sie können. „Sie kommen. Aber früher sind sie auch auf ein Bier in die Kneipe gegangen. Heute bringen sie ihr eigenes Bier mit. Früher sind sie auch zum Essen gegangen, heute machen sie sich etwas über dem Feuer oder gehen in die Küche, um sich etwas zuzubereiten“, erzählt die Leiterin des Platzes.

Der Verbandsvorsitzende Starý dagegen glaubt, dass Camping nicht nur etwas für sparsame Urlauber ist: „Auf Campingplätze kommen zwei Gruppen von Leuten: Die einen wollen sparen, die anderen sind auf der Suche nach ein bisschen Romantik.“