Schweinebraten mit Nebenwirkung

Schweinebraten mit Nebenwirkung

Tierärzte warnen: Züchter setzen immer mehr Antibiotika ein

17. 11. 2015 - Text: Corinna AntonText: ca/čtk; Foto: siepmannH/pixelio.de

Es sind keine guten Zeiten für Fleischesser hierzulande. Vor wenigen Wochen erst sorgte die Weltgesundheitsorganisation mit ihrer Warnung vor geräucherter Wurst für Aufregung. Nun verdirbt die staatliche Tierärzte-Kammer den Tschechen den Appetit auf Lendenbraten und Würstchen.

Bevor sie auf der Schlachtbank landen, bekämen die Tiere immer mehr Antibiotika, sagte am Mittwoch vergangener Woche der Präsident der Kammer Karel Daniel. Von 2012 bis 2015 sei der Verkauf von Antibiotika für Nutztiere um bis zu fünf Prozent gestiegen. Zuvor war er zwischen 2010 und 2012 deutlich gesunken.

Die Staatliche Veterinärverwaltung (SVS) warnt vor den Folgen falscher oder übermäßiger Behandlung: Es bestehe das Risiko, dass die Bakterien widerstandsfähig gegen Medikamente würden, so Daniel. In der Humanmedizin lasse sich das bereits beobachten. Bisher halte sich das Risiko bei der Behandlung von Tieren hierzulande in Grenzen, weil ein Veterinär sein Einverständnis geben muss, bevor Züchter Antibiotika verabreichen. Eine Gesetzesänderung sieht jedoch vor, dass einige Medikamente künftig auch ohne tierärztliche Genehmigung eingesetzt werden können. Diesen Plan kritisiert Daniel scharf. „Es ist nicht möglich, eine fachliche Ausbildung teilweise durch irgendeinen zehntägigen Kurz zu ersetzen“, sagt der Vorsitzende der Tierärzte-Kammer.

Im vergangenen Jahr untersuchte die SVS 881 Proben auf Rückstände von Antibiotika. In acht Fällen wurden die Grenzwerte überschritten. Die Behörden planten daraufhin, die Zahl der Proben zu erhöhen. In diesem Jahr stellten sie bisher in vier Fällen zu hohe Rückstände fest.