Schnäppchensuche

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Lebensmittel und Hygieneartikel sind in Deutschland oft günstiger als in Tschechien

12. 3. 2014 - Text: Corinna AntonText: Corinna Anton; Foto: Veit Kern/pixelio.de

„Zum Einkaufen fahren wir immer nach Deutschland.“ Den Satz hört man öfter, wenn man im bayerisch- oder sächsisch-tschechischen Grenzgebiet unterwegs ist. Meist sind es keineswegs exotische oder besonders hochwertige Produkte, die es in Tschechien nicht geben würde, die zum Einkauf ins Nachbarland locken – sondern die niedrigeren Preise.

Dass man auf der anderen Seite der Grenze billiger einkaufen kann, das war schon immer so. Nur dass die andere Seite früher Tschechien war. In den vergang­enen Jahren hat sich das offenbar geändert. Wer in Bayern oder Sachsen in den Supermarkt oder eine Drogerie geht, bezahlt dort für einen Einkauf zum Teil deutlich weniger, als wenn er die gleichen Produkte in Prag besorgt. Das zeigte sich auch bei drei Testeinkäufen der „Prager Zeitung“ bei Lidl, dm und Kaufland in Deutschland und Tschechien. Zwar ist manches in Tschechien etwas günstiger, zum Beispiel Kräuterbonbons bei dm, Tiefkühlpizza der Marke „Kaufland“ oder Erdnussöl. Vor allem Hygieneartikel und manche Markenprodukte kosten dafür deutlich mehr.

Die Stichprobe ist keineswegs repräsentativ, aber sie bestätigt den Trend: Drei bis vier Euro günstiger waren die Einkäufe in Deutschland im Supermarkt insgesamt und knapp zehn Euro in der Drogerie. Das erstaunt umso mehr, wenn man bedenkt, dass sich das durchschnittliche Bruttoeinkommen genau spiegelbildlich dazu verhält: In Deutschland liegt es bei circa 3.000 Euro, in Tschechien beträgt es nur etwa ein Drittel davon. Entsprechend müssen die Tschechen auch einen größeren Teil ihrer Konsumausgaben für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke aufwenden: 2011 betrug dieser Wert dem europäischen Statistikamt Eurostat zufolge 14,5 Prozent in Tschechien und 11,5 Prozent in Deutschland.

Doch woran liegt es, dass die Preise in Tschechien höher ausfallen? Ein Grund könnte sein, dass der ermäßigte Umsatzsteuersatz, der vor allem für Lebensmittel gilt, in Tschechien mit 15 Prozent mehr als doppelt so hoch ist als in Deutschland, wo er sieben Prozent beträgt. Auch der reguläre Umsatzsteuersatz ist mit 21 Prozent um zwei Prozentpunkte höher als in Deutschland.

Teurere Flächenstruktur
Weitere Gründe benennt Erich Harsch, Vorsitzender der dm-Geschäftsführung, gegenüber der „Prager Zeitung“: „Im Vergleich zwischen den Ländern kann es zum Teil zu abweichenden Preisen kommen. Dies begründet sich einerseits in der andersartigen Flächenstruktur der tschechischen Handelslandschaft. Das deutlich dichtere Filialnetz in Tschechien ist im Betrieb hinsichtlich Logistik, Miet- und Betriebskosten teurer als ein weniger kleinteiliges Konzept mit größeren Ladenflächen.“ Außerdem, so Harsch, würden für dm zusätzliche Kosten zum Beispiel für die Transportwege oder die Übersetzung von Etiketten und deren Produktion anfallen.

Ähnlich erklärt auch eine Sprecherin von Kaufland die Preisdifferenzen: „Neben Deutschland und Tschechien sind wir auch in Polen, der Slowakei, Kroatien, Rumänien und Bulgarien vertreten. Bei unserer Preisgestaltung orientieren wir uns grundsätzlich am lokalen Wettbewerber. Zudem gibt es in den genannten Ländern unterschiedliche Steuersätze, Transportkosten, Kostenstrukturen und so weiter. Daher gibt es sowohl innerhalb eines Landes, als auch zwischen den Ländern Preisunterschiede.“

Bei Lidl heißt es nur, ein Vergleich über Ländergrenzen hinweg sei „nicht möglich, da jedes Land von seiner eigenen, sehr spezifischen Wettbewerbssituation gekennzeichnet ist“.

Für die großen Handelsketten ist die Wettbewerbssituation in Tschechien derzeit offenbar günstig. Kaufland zum Beispiel konnte seine Umsatzerlöse im vergangenen Geschäftsjahr um sechs Prozent auf 48,2 Milliarden Kronen (etwa 1,8 Milliarden Euro) steigern, Lidl um fünf Prozent auf 24,7 Milliarden Kronen (900 Millionen Euro). Beide machten mehr als 1,5 Milliarden Kronen (55 Millionen Euro) Gewinn. Viele Kunden dagegen achten beim Einkaufen auf jede Krone, um den Preisanstieg auszugleichen. Dem aktuellen Shopping Monitor des Forschungsinstituts Incoma GfK zufolge gehen die Tschechen bei der Wahl ihres Einkaufsortes mehr denn je nach Rabattaktionen und Sonderangeboten.