Schlecht fürs Geschäft

Schlecht fürs Geschäft

Die andauernde Krise in der Ukraine beunruhigt tschechische Exporteure

5. 3. 2014 - Text: Corinna AntonText: ca/čtk; Foto: Mystyslav Chernov/Unframe

Erst die Demonstrationen in Kiew, jetzt die Lage auf der Krim: Das Geschehen in der Ukraine wird auch in Tschechien aufmerksam beobachtet. Während viele Menschen in Tschechien vor allem Solidarität mit der Opposition empfinden, sorgen sich einige Unternehmen nicht nur um die Mitarbeiter ihrer ukrainischen Tochtergesellschaften, sondern auch um ihre eigenen Exportumsätze. Denn die angespannte Lage macht es vielen Firmen schwer, ihr Geschäft mit den ukrainischen Partnern aufrecht zu erhalten.

Neue Projekte gestoppt
Insgesamt verkauften tschechische Unternehmen im Jahr 2012 Güter im Wert von 33,5 Milliarden Kronen in die Ukraine. Einen großen Anteil daran hatte mit etwa elf Prozent der Autohersteller Škoda, der derzeit weniger Autos in der Ukraine produziert als gewöhnlich. Vom Hauptsitz des Unternehmens in Mladá Boleslav werden zwar noch immer Einzelteile in das ukrainische Werk in Solomonovo nahe der slowakischen Grenze gebracht und dort zu Škoda-Autos für den ukrainischen Markt zusammengesetzt. Doch die politische Lage beeinflusse die gesamte Wirtschaft in der Ukraine, und so auch die Automobilindustrie, sagt Škoda-Sprecher Tomáš Kubík. „Aus diesem Grund regelt unser Partner Eurocar die Produktion im Werk Solomonovo so, dass sie den aktuellen Verhältnissen und der tatsächlichen Nachfrage entspricht.“

Auch das Lebensmittelunternehmen Hamé, das seinen Hauptsitz in Kunovice bei Uherské Hradiště hat, verkauft seine Produkte in die Ukraine und hat dort eine Tochtergesellschaft. „Natürlich beobachten wir eine beträchtliche negative Auswirkung auf die Entwicklung des Umsatzes auf dem ukrainischen Markt“, erklärt Generaldirektor Martin Štrupl. „Wir exportieren noch immer in die Ukraine, in Folge der angespannten Sicherheitslage kam es jedoch schon zu einer erheblichen Verschlechterung der Versicherungsbedingungen für die Ausfuhr.“ So hat beispielsweise die EGAP, eine Gesellschaft für Exportgarantien und -versicherungen in der vergangenen Woche angekündigt, bis zur Lösung der Situation keine neuen Projekte in der Ukraine zu versichern. Auch die Tschechische Exportbank (ČEB) will derzeit keine neuen Projekte finanzieren.

Kein Badezubehör für die Ukraine
Ein größeres Problem könnte die Krise für die Firma Bioveta aus dem mährischen Ivanovice na Hané werden. Sie stellt Produkte für Tierärzte her und wollte in diesem Jahr etwa eine Milliarde Kronen Umsatz machen, davon sieben bis acht Prozent in der Ukraine. „Das ist für uns eine bedeutende Region. Vor zwei Wochen mussten wir einen Lastwagen zurückhalten, weil Kiew abgeriegelt war. In der vergangenen Woche konnten wir ihn dann dort hinschicken, dennoch sind solche Krisen für uns eine Gefahr“, berichtet Unternehmenschef Libor Bittner, der bereits in anderen Regionen schlechte Erfahrungen gemacht hat: „Vor sieben Jahren sind wir nach Syrien gegangen, unsere Erlöse dort stiegen auf bis zu zehn Millionen Kronen. Dann kam der Krieg, und für uns war Schluss. Wir verkaufen nichts mehr. Das Gleiche in Ägypten.“

Um das Geschäft in der Ukraine sorgt sich auch Jaroslav Jirkovský, der bei der Baufirma PSJ für den Export zuständig ist. Das Unternehmen hat eine Tochtergesellschaft in Kiew, die potentielle Investoren anwerben soll und Projekte unter anderem in Kiew und auf der Halbinsel Krim anstrebt. „Die gegenwärtige Entwicklung kann natürlich viele Projekte verzögern oder sogar ganz stoppen“, sagt Jirkovský.

Die Firma Grund, die Badezubehör wie zum Beispiel Duschvorhänge und Seifenspender in die Ukraine verkauft, hat bereits Konsequenzen gezogen. Sie hat die Produktion der Waren, die für die Ukraine bestimmt sind, eingestellt.

Ausbleibende Touristen
Doch nicht nur die Geschäftsbeziehungen werden durch die Krise erschwert. Auch die Zahl der Reisen in die Ukraine geht zurück. Deswegen sind nicht zuletzt Transportunternehmen, die sich auf den Personenverkehr in osteuropäische Länder spezialisiert haben, von Umsatzeinbrüchen betroffen. Im Vergleich zum selben Zeitraum im Vorjahr reisten derzeit etwa 30 Prozent weniger Menschen in die Ukraine, hat zum Beispiel Robert Musil von East Express festgestellt. Dem Unternehmen bleiben die Kunden aus, weil diese Komplikationen bei einem Aufenthalt in der Ukraine fürchten und lieber abwarten, bis sich die Lage beruhigt hat.