Puppentheater und moderne Poesie

Puppentheater und moderne Poesie

Tschechische Kulturtage in Freiburg wollen mit ihrem Programm spielerisch Grenzen überwinden

20. 4. 2016 - Text: Philipp SchönerText: ps/fn; Foto: KTF

Mehr als 650 Kilometer liegen zwischen Freiburg im Breisgau und Prag. Dass die räumliche Distanz keine kulturelle Trennung bedeuten muss, wollen die Veranstalter der Tschechischen Kulturtage in Freiburg zeigen. Von 1. bis 10. Mai präsentieren sie tschechische Künstler in Deutschland und wollen ihre Gäste vor allem für grenzüberschreitende Themen begeistern. Von der Brücke/Most-Stiftung und dem Tschechischen Zentrum in München organisiert, sollen sie auch andere Institutionen zur Kooperation zwischen beiden Ländern anspornen.
Das Programm bietet für jeden Geschmack und jedes Alter etwas – vom Puppentheater über einen Schnupper-Tschechischkurs, Filmvorführungen, Vorträge und Ausstellungen bis zum Malkurs.

Den Auftakt zu den Kulturtagen bildet die Familienkomödie „Pojedeme k moři“ („Ab ans Meer“), die am 1. Mai im Alten Wiehrebahnhof gezeigt wird. Der Film erzählt vom elfjährigen Tomáš, der ein berühmter Filmemacher wie Miloš Forman werden möchte. Mit einer Handkamera beginnt er, Skurriles und Alltägliches einzufangen.

An ein jüngeres Publikum richtet sich auch das Puppentheater „Damm“, das täglich von 6. bis 9. Mai sein Stück „Das Kasperle und die Prinzessin“ auf die Bühne bringt. Die Prager Schauspielerinnen Hana Grančičová und Marka Míková präsentieren die Geschichte um die wunderschöne Prinzessin und den bösen Zauberer mit großen Marionetten und Live-Musik mit lustigen Liedern für Kinder ab drei Jahren.

In den Abendstunden können sich die Besucher unter anderem auf den Film „Schmitke“ freuen, der am 1. Mai im Alten Wiehrebahnhof läuft. Das mehrfach ausgezeichnete Debüt von Štěpán Altrichter handelt von dem verschrobenen Ingenieur Julius Schmitke, der ins Erzgebirge geschickt wird, um eine Windkraftanlage zu reparieren.

Am Tag darauf folgt die „Tschechisch-Deutsche Kurzfilmnacht – FeinKost“. Der experimentellen Literatur Melchior Vischers und anderer Autoren widmet sich der Leseabend „Dada. Praha. International. Experimental. 1920. And now“ am 6. Mai im Hofcafé Corosol. 1895 in Teplitz-Schönau (Teplice) geboren, wurde Vischer mit seinem Kurzroman „Sekunde durch Hirn“ (1920) zu einem der wichtigsten Vertreter des Dadaismus in Prag. In der Lesung wird die englische Übersetzung des Romans vorgestellt, ebenso die Werke anderer Gegenwartsautoren. Im Café Atlantik liest Jaromir Konecny am 9. Mai aus seinem jüngsten Roman „Herz Slam“. Das Buch dreht sich um einen Poetry-Slam-Workshop, in dem Gymnasiasten und Hauptschüler aufeinandertreffen.

Einen wichtigen Bestandteil des Programms bilden Vorträge. Am 8. Mai beispielsweise spricht Helmut Köser, Gründer der Brücke/Most-Stiftung, unter dem Motto „Misch dich ein!“ über politisches Engagement. Er berichtet vor allem über seine Erlebnisse nach der Samtenen Revolution in der DDR und der Tschechoslowakei 1989/1990.

Zum Abschluss der Kulturtage hält die Literaturwissenschaftlerin Kateřina Kovačková einen Vortrag zur deutsch-böhmischer Literatur. Unter dem Titel „Böhmische Visionäre? Fussenegger & Co: Schriftsteller, die politische Entwicklungen erfühlt haben“ stellt sie am 10. Mai besonders „wetterfühlige“ Autoren vor.

Über das Ende der Kulturtage hinaus empfangen drei Ausstellungen bis Mitte und Ende Juni die Besucher: Die Stadtbibliothek in Freiburg gewährt mit „Jan Hus im Jahre 1415 und 600 Jahre danach“ Einblick in das Wirken des Kirchenreformators. Grafiken und Malereien des Künstlers Jan Spěváček sind in der Schau „Wasser, Wasser, überall…!“ im Rathaus Umkirch zu sehen. Utopische Grafiken des Slowaken Marcel Haščič sind im Café Corosol ausgestellt.