Mit guter Mine

Mit guter Mine

Bereits vor dem Ersten Weltkrieg exportierte Koh-i-Noor Bleistifte bis nach China

18. 6. 2014 - Text: Corinna AntonText: Corinna Anton; Foto: Koh-i-Noor

Die Geschichte des tschechischen Unternehmens Koh-i-Noor beginnt in Wien. Dort gründete der Architekt und Baumeister Josef Hardtmuth 1790 eine Firma, die zunächst Steinwaren verarbeitete. In dieser Fabrik erfand Hardtmuth ein Verfahren zur Herstellung von künstlichem Grafit und begann 1802 mit der Produktion von Bunt- und Bleistiften in der Form wie wir sie bis heute verwenden.

Josefs Söhne führten den Betrieb zwar fort, sahen aber keine Perspektive in Wien, weil sie dort alle Rohstoffe importieren mussten. Sie entschieden sich, eine neue Fabrik in Budweis zu errichten, weil sie dort alles fanden, wonach sie suchten: ein geeignetes Grundstück, Holz, Grafit und vor allem billige Arbeitskräfte sowie gute logistische Voraussetzungen für den Vertrieb. Per Pferdeeisenbahn konnten sie ihre Stifte nach Linz befördern und dort auf die Donau, oder aber über die Moldau bis zur Elbe.

Unter dem Enkel des Gründers war die Fabrik in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts eine der ersten, die Bleistifte in Massenproduktion und somit deutlich günstiger herstellte als zuvor. Außerdem führte er die bis heute gültige Skala mit 20 Härtegraden für Bleistifte ein und brachte das gelbe Schreibgerät „1500“ auf den Markt, das er nach dem berühmten Diamanten Koh-i-Noor (Persisch für „Berg des Lichts“) nannte.

In dieser Zeit wurde auch das Unternehmen in Koh-i-Noor Hardtmuth umbenannt, das Verkaufsnetz wurde ausgebaut und die Produktion erweitert, die Firma hatte allein in Budweis mehr als 2.000 Angestellte, acht Werke in Europa und 34 Handelspartner in Amerika. Auch in Japan und China wurden Bleistifte aus Südböhmen verkauft, kurz vor dem Ersten Weltkrieg produzierte Koh-i-Noor mehr als 300 Millionen Bleistifte im Jahr – eine Zahl, die seitdem nicht mehr übertroffen wurde.

Enteignung und Kooperation
Der Erste Weltkrieg brachte das Unternehmen in Schwierigkeiten, der Zweite beendete die Geschichte des Familienunternehmens vorerst. Die Hardmuths wurden enteignet und verließen das Land, der Betrieb wurde verstaatlicht. Nach einem längeren Streit wurde ein Übereinkommen mit den ursprünglichen Eigentümern geschlossen, die 1966 zu einer Vereinbarung über eine gemeinsame Tätigkeit führte: Der sozialistische Staatsbetrieb erhielt auf diese Weise eine Tochtergesellschaft im kapitalistischen Österreich.

Bei der Privatisierung nach der Wende wurden die Karten neu gemischt. Vlastislav Bříza, der schon seit 1970 als Maschineningenieur für das Unternehmen tätig war, wurde zum Generaldirektor und blieb es bis heute. Im Jahr 2000 kaufte er den Betrieb, mittlerweile ist der 65-Jährige Eigentümer der Koh-i-Noor Holding, deren Umsatz sich dem Magazin Forbes zufolge in den vergangenen drei Jahren durchschnittlich auf etwa 2,3 Milliarden Kronen (etwa 84 Millionen Euro) jährlich belief.

Im Sortiment finden sich neben Bleistiften Bürobedarf und Materialien für Künstler, Hobbybastler und Schüler – insgesamt mehr als 5.000 Produkte. Die Firma betreibt Werke in China und Bulgarien und exportiert unter anderem nach Mexiko, Israel, Australien und Vietnam. Neben Vlastislav Bříza sind auch seine beiden Söhne Vlastislav Junior und David an der Führung des Unternehmens beteiligt, ebenso sein Neffe Robert Záboj.  

In einer Serie stellt die „PZ“ die am Umsatz gemessen größten tschechischen Familienunter­nehmen vor. Bisher erschienen:

Teil 1 – Kofola
Teil 2 – Madeta
Teil 3 – Siko
Teil 4 – Koh-i-Noor