Mit der Metropolenbahn nach Prag

Mit der Metropolenbahn nach Prag

In einer Resolution fordern Politiker aus Bayern und Böhmen bessere Zugverbindungen

4. 12. 2014 - Text: Corinna AntonText: Corinna Anton; Foto: Steffs88

Wer abends mit der Bahn von Prag nach München möchte, hat die Wahl: Abfahrt um 18.46 Uhr am Hauptbahnhof, sieben Mal umsteigen, Ankunft gut 15 Stunden später. Oder Abfahrt um 21.15 Uhr, viermal umsteigen, Ankunft mehr als 13 Stunden später. Einzige schnellere Alternative ist der IC-Bus, der es in knapp fünf Stunden schafft – allerdings fährt der letzte um 18.15 Uhr am Hauptbahnhof ab. Ähnlich ergeht es einem Reisenden, der von Nürnberg nach Prag möchte: Elf bis 13 Stunden sollte er für die knapp 300 Kilometer nach 19 Uhr einplanen, wenn Mitte Dezember der neue Winterfahrplan gilt.

Wer eine solche Reise einmal auf sich genommen hat, kann nur müde lächeln, wenn Politiker davon reden, dass Bayern und Tschechien immer näher zusammenwachsen. Auf der Schiene ist davon bisher nichts zu spüren, auch wenn der Widerstand gegen den Stillstand größer wird – auf beiden Seiten der Grenze. Am vergangenen Samstag übergaben Vertreter der Industrie- und Handelskammer Regensburg im Bundesverkehrsministerium eine Resolution an die parlamentarische Staatssekretärin Dorothee Bär.

Das Dokument haben unter anderem die Oberbürgermeister der Städte Pilsen, Regensburg, Weiden, Amberg und Schwandorf sowie der stellvertretende Hauptmann des Kreises Pilsen und sechs Landräte grenznaher bayerischer Kreise unterschrieben. Konkret fordern sie eine „Metropolenbahn“ auf den Strecken München – Regensburg – Prag und Nürnberg – Schwandorf – Prag.

Mit der „Metropolenbahn“ soll sich die Reisezeit von Regensburg nach Prag von heute viereinhalb auf etwa drei Stunden verkürzen. Der Ausbau der Strecke würde zudem „neue Potenziale für die Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene“ schaffen, glauben die Unterzeichner der Resolution. Berechnungen des Unternehmens Intraplan Consult zufolge würde der Ausbau der „Metropolenbahn“ insgesamt 604 Millionen Euro kosten, davon fielen auf deutscher Seite 498 Millionen Euro an. Der Nutzen sollte sich jedoch als deutlich größer erweisen, glauben Politiker und Wirtschaftsvertreter aus der Region. Daher fordern sie, das Projekt in die Kategorie „vordringlicher Bedarf plus“ des Bundesverkehrswegeplans 2015 aufzunehmen.

In Ostbayern setzen sich Vertreter aus Politik und Wirtschaft schon seit mehreren Jahren für den Ausbau der Bahnverbindung nach Prag ein. Die Nordschiene, die bei Marktredwitz die bayerisch-tschechische Grenze überqueren könnte, steht bereits im Bundesverkehrswegeplan. Die Metropolenbahn über Schwandorf, Cham, Furth im Wald und Pilsen nach Prag soll neu aufgenommen werden.