Mission Titelverteidigung

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Tschechiens Tennisdamen wollen in Prag erneut den Fed Cup gewinnen

31. 10. 2012 - Text: Stefan WelzelText: Stefan Welzel; Foto: Pavel Lebeda, Česká sportovní

Die Generalprobe ging gründlich daneben. Mit 1:6 und 6:7 verloren die zwei besten tschechischen Tennisspielerinnen Petra Kvitová und Lucie Šafářová gegen Maria Scharapowa, die Weltranglisten-Zweite aus Russland. Das klingt nach einem kuriosen Spiel, war es aber nicht. Am vergangenen Montag spielten die drei Spitzenspielerinnen eine sogenannte Exhibition in der Prager O2-Arena. Kvitová und Šafářová spielten nicht gemeinsam gegen die Tennis-Beauty aus dem westsibirischen Njagan, sondern nacheinander und jeweils nur einen Satz. Und die tschechische Top-Spielerin Kvitová tat dies in geschwächtem Zustand, nachdem sie sich Anfang vergangener Woche einen grippalen Infekt zugezogen hatte. Doch zugunsten der Benefizveranstaltung vor rund 8.000 Zuschauern wollte sich die Nr. 8 der weiblichen Tenniswelt zusammenreißen und den Test in Hinblick auf das kommende Fed-Cup-Finale bestreiten.

Angeschlagene Kvitová
Eine fitte Kvitová wird das Team von Kapitän Petr Pála auch gut gebrauchen können, wenn sie am kommenden Wochenende (3. und 4. November) gegen die Serbinnen ihren Titel aus dem Vorjahr verteidigen wollen. 2011 brachten die Tschechinnen Historisches zustande: Auswärts in Moskau schlugen sie die favorisierten Gastgeberinnen mit 3:2 und sicherten dem jungen Staat den ersten eigenen Tennis-Team-Titel der Geschichte. Freilich steht die Tschechische Republik in der großen Tennistradition des Vorgängerstaates Tschechoslowakei. Dieser verbuchte bei den Damen nicht weniger als fünf Titel – damals besaß der Wettbewerb mit „Federation Cup“ noch seinen vollen Namen. Seit 1963 wird das weibliche Gegenstück zum etwas bekannteren Davis Cup der Herren ausgetragen, fünf Jahre bevor die professionalisierte „Open-Ära“ des Sports begann. Der Stellenwert der inoffiziellen Mannschafts-Weltmeisterschaften hat in den letzten Jahren etwas gelitten. Der volle Terminkalender des Profitennis marginalisiert den Länderwettkampf zunehmend. Und so brauchten Kvitová und Co. lediglich zwei Runden zu überstehen, um bereits im Finale zu stehen – die Weltgruppe besteht im Gegensatz zu den Herren nicht aus 16, sondern aus lediglich acht Nationen.

Nichtsdestotrotz: Titel bleibt Titel und Petra Kvitová tut alles, um beim Saison-Abschluss dabei zu sein. Selbstverständlich ist das nicht. Denn an dem für Top-Spielerinnen kaum minder wichtigen Masters, heute einfach WTA-Championships genannt, musste die Tschechin mit Verdacht auf eine Bronchitis die Segel frühzeitig streichen. Das erste Gruppenspiel in Istanbul gegen die Polin Agnieszka Radwańska (WTA-Nr. 4) verlor sie mit 3:6 und 2:6. Danach gab Kvitová auf und verließ die Stadt am Bosporus krank und enttäuscht. Nun schaut sie bereits wieder voller Optimismus in Richtung Fed-Cup-Finale: „Das Positive ist, dass ich doch nur eine Halsentzündung und etwas Fieber hatte und keine Bronchitis. Ich werde mich nun langsam und behutsam auf den Höhepunkt am Wochenende vorbereiten, um 100 Prozent fit zu sein“, so Kvitová. Der Teamleaderin konnte es auch egal sein, ob und wie hoch sie ihren Testsatz gegen Scharapowa verlor, denn das Wichtigste war, die Bedingungen in der O2-Arena und die Wettkampf-Atmosphäre proben zu können.

Vielversprechende Duelle
Dasselbe gilt für die zweite Einzelspielerin Lucie Šafářová (WTA-Nr. 17). Sie spielte gegen Scharapowa mit etwas mehr Elan und erzwang immerhin einen Tie-Break, den sie dann mit 4:7 verlor. Das Doppel Lucie Hradecká und Andrea Hlaváčková komplettiert das Fed-Cup-Team Tschechiens. Die Silbermedaillen-Gewinnerinnen von London werden es im Doppel entweder mit der Paarung der besten beiden serbischen Einzelspielerinnen Ana Ivanović (WTA-Nr. 12) und Jelena Janković (WTA-Nr. 22) oder mit dem besser eingespielten, aber deutlich tiefer klassierten Duo Bojana Jovanovski und Aleksandra Kunic zu tun bekommen. In den Einzeln sind die vier Top-Vertreterinnen ihrer Nationen innerhalb von lediglich 14 Weltranglisten-Plätzen zu finden. Dies verspricht spannende Duelle. So warnt Team-Kapitän Pála in einem Interview auf der Webseite des Fed Cups auch vor den serbischen Kontrahentinnen: „Wir begegnen harten und hungrigen Gegnerinnen. Wir erwarten enge Matches, die wohl nur durch wenige sogenannte Big Points entschieden werden dürften.“ Bleibt für die nun ihrerseits leicht zu favorisierenden Tschechinnen zu hoffen, dass die verpatzte Exhibition gegen eine locker aufspielende Scharapowa kein schlechtes Omen ist.