Mehr und doch zu wenig

Mehr und doch zu wenig

Kulturministerium stockt nach Protesten Fördergelder auf. Hunderte Projekte gehen dennoch leer aus

14. 3. 2013 - Text: Ivan DramlitschText: id/čtk; Foto: TSL

Die tschechische Kulturszene kann einen Teilerfolg verbuchen. Nach heftigen Protesten hat das Kulturministerium die Fördergelder für Darstellende Kunst („živé umění“) aufgestockt. Insgesamt wurden für entsprechende Kultur- und Kunstprojekte 91 Millionen Kronen (etwa 3,6 Millionen Euro) bewilligt. Das ist immer noch 48 Millionen Kronen weniger als im vergangenen Jahr.

Für die meisten Kulturschaffenden gibt es deshalb keinen Grund zum Jubeln: Von rund 800 gestellten Anträgen auf finanzielle Förderung in den Bereichen Theater, Tanz, Musik und Bildende Kunst wurden lediglich für etwa die Hälfte Gelder bewilligt. Leidtragende sind zumeist kleinere Kultureinrichtungen, die bisher gefördert wurden und jetzt mit leeren Händen dastehen. Für die Antragsteller ist dies ein Beleg für die Konzeptlosigkeit der staatlichen Kunstförderung. „Zunächst unterstützt der Staat mehrere Jahre unsere Arbeit, wodurch erfolgreiche und publikumswirksame Projekte entstanden sind – und diese werden nun mit einem Handstreich liquidiert“, klagt Lenka Tretiagová, Chefin des Tanzstudios Light, das dieses Jahr leer ausgegangen ist. Es gebe keinen Anspruch auf regelmäßige Fördergelder, so das Argument des Kulturministeriums.

Im Einzelnen wurden die Gelder folgendermaßen verteilt: Auf Theater entfielen 20 Millionen Kronen, auf Musik knapp 50 Millionen, der Bereich Bildende Kunst wird mit 22,5 Millionen Kronen unterstützt. Von 80 Tanzprojekten erhalten 36 eine Förderung, ein ähnliches Verhältnis gilt für Festivals: 10 von 22 werden staatlich subventioniert.

Für Tanzchefin Tretiagová ist eine derartige Förderpolitik „unsinnig“. Sie weist darauf hin, dass mit den staatlichen Subventionen unter anderem die Eintrittspreise niedrig gehalten werden. „Unsere Aufführungen sind vollkommen interaktiv, darin liegt ihre künstlerische und pädagogische Einzigartigkeit. Der reale Eintrittspreis liegt etwa bei 300 bis 450 Kronen. Das ist für die Mehrzahl der Schul- und Familienvorstellungen ein undenkbarer Betrag. Fortlaufende Aufführungen können wir nur dann planen, wenn diese Kultur durch Steuergelder unterstützt wird“, so Tretiagová.

Unter den Nichtberücksichtigten finden sich auch mehrere bekannten Namen: das Prager Theater Komedie, das Bohemia Jazz Fest oder die Shakespeare-Feststpiele. „Falls dies das letzte Wort des Kulturministeriums ist, wäre das für eine ganze Reihe von Projekten äußerst kritisch“, äußerte sich Adam Borzič von der Initiative „Rettet die Kultur 2013“ („Zachraňte kulturu 2013“) gegenüber dem Nachrichtenserver „ihned.cz“. Er sieht jedoch noch Verhandlungsspielraum: „Das Ministerium hat selbst gesagt, dass dieses Kapitel noch nicht abgeschlossen ist. Hoffen wir, dass es so ist. Wir werden weiter verhandeln.“