Kurbäder in der Krise

Kurbäder in der Krise

Tschechische Heilanstalten mit drastischen Verlusten

11. 9. 2013 - Text: Marcus HundtText: mh/čtk; Foto: Kurpark in Poděbrady/Michal Louč

Die tschechischen Kurbäder sind in ihrer Existenz bedroht. Mit diesen drastischen Worten fasste die Vorsitzende des Gesundheitsverbands Dagmar Žitníková das Treffen mit Vertretern von Krankenversicherungen und Heilanstalten zusammen. Aus den am Montag analysierten Zahlen gehe hervor, dass es mit den Kurbädern in diesem Jahr steil bergab gegangen sei – und das in jeglicher Hinsicht. Die von den Krankenversicherungen gezahlten Einnahmen seien ebenso drastisch zurückgegangen wie die Zahl der Patienten, der Beschäftigten und deren Gehälter.

Während die Gesundheitskassen im Jahr 2009 den Kurbädern insgesamt 3,2 Milliarden Kronen überwiesen hatten, werden es Ende 2013 voraussichtlich nur 1,4 Milliarden Kronen sein. Die Zahl der Kassenpatienten ging in den vergangenen vier Jahren um mehr als die Hälfte von 122.000 auf schätzungsweise 54.000 zurück. Das müsse gar nicht sein, denn Geld für Kuraufenthalte stünde bereit, hieß es seitens der Krankenversicherungen. Woran liegt dann dieser angeblich existenzbedrohende Rückgang?

Das Problem sehen die Gewerkschafter unter anderem bei den Allgemeinmedizinern, die ihre Patienten immer seltener auf Kur schickten. Damit zusammen hängt ein Beschluss der gesetzlichen Versicherungen, wonach diese bei immer weniger Krankheitsbildern einen Kuraufenthalt finanziell tragen. „Die Heilbäder werden nicht wie Krankenhäuser über eine Pauschale finanziert, sondern über die Patienten“, meint Iva Řezníčková vom Gesundheitsverband.

Der inzwischen abgedankte Gesundheitsminister Leoš Heger (TOP 09) verteidigte stets die Kürzungen. Sie seien finanzpolitisch nötig und in Absprache mit den Krankenversicherungen und der Ärztekammer entstanden. Zudem spiegelten die ausbleibenden Kurgäste eine allgemeine Tendenz wider: Krankheiten, die früher in Heilbädern behandelt wurden, würden heute eher medikamentös therapiert. Hegers Nachfolger Martin Holcát will sich kommende Woche mit der Kurbad-Krise befassen. Ein entsprechendes Treffen sollte bereits Ende August stattfinden, war jedoch kurzfristig abgesagt worden. Der Krisenstab, der sich aus Medizinern und Vertretern des Patientenverbands und Kurwesens zusammensetzt, fordert eine Rückkehr zum bis Ende September 2012 gültigen Leistungskatalog.