Kulturknotenpunkt an der March

Kulturknotenpunkt an der March

Olomouc bereitet grenzüberschreitende Ausstellung mit Werken aus den Visegrád-Ländern vor

10. 11. 2016 - Text: Milena Fritzsche

Als eine Kulturhauptstadt kann man Olomouc nicht gerade bezeichnen. Das soll sich in Zukunft ein bisschen ändern. In den kommenden Jahren will die Stadt zu einem Knotenpunkt des ostmitteleuropäischen Kultur­austausches werden. Das Kunstmuseum Olomouc plant zusammen mit Partnerinstitutionen in Polen, der Slowakei und Ungarn ein bisher einmaliges Wissenschaftsprojekt. Dabei soll eine umfassende Kartei von Kunst­gegenständen aus der Zeit kurz vor, während und nach dem Zerfall der ­Österreichisch-Ungarischen Doppelmonarchie entstehen. Den Mittel­punkt bilden Werke aus den vier Visegrád-Staaten.

„Rechtzeitig zum 100. Geburtstag der Gründung der Ersten Tschechoslowakischen Republik im Oktober 2018 soll das Projekt in einer Wanderausstellung seinen Höhepunkt finden“, sagte der Sprecher des Kunstmuseums Pavel Konečný  in der vergangenen Woche. Drei Tage später präsentierte Museums­direkter Michal Soukup an der Seite von Kulturminister Daniel Herman (KDU-ČSL) die Pläne für ein neues Forschungs- und Kulturzentrum, das in der Altstadt entstehen soll.

„Es ist das erste Mal, dass sich unsere vier Länder an ein solches Ausstellungsprojekt wagen“, erklärte Soukup. Partner sind unter anderem die Stadt­galerie Bratislava und das Inter­nationale Kulturzentrum ­Krakau. Die beteiligten Kuratoren suchen für die Schau jeweils rund 100 Werke aus. Dazu gehören Gemälde, Fotos, Grafiken sowie Buch- und Magazin-­Titelseiten. Sie umfassen Stilrichtungen wie den frühen Expressionismus, Kubismus und Konstruktivismus.

Das Ziel sei es, Berührungspunkte einzelner Künstler und Künstlergruppen der Länder aufzuzeigen und den Wandel von der Doppelmonarchie hin zum modernen demokratischen Europa anhand ihrer Werke nachzuzeichnen.

Die Ausstellung wird im Oktober 2018 zunächst in Olomouc, im März 2019 in Krakau und anschließend in Bratislava sowie im ungarischen Pécs zu sehen sein.

Ein ähnliches Projekt plant Olomouc bereits seit 2008 mit dem Bau eines Museums und Forschungszentrums für die Geschichte und moderne Kunst Mitteleuropas. Auch eine Kunstsammlung mit Platz für bis zu 200.000 Werken soll dazugehören.

Bisher ist für das „Středo­evropské forum Olomouc“ (Mitteleuropäisches Forum Olomouc, SEFO) noch kein Finanzierungsplan aufgestellt worden. Kulturminister Herman versprach in der vorigen Woche jedoch, das Projekt Anfang 2017 der Regierung vorzustellen. Die Finanzierung der Vorbereitungsphase könne sein Ministerium übernehmen. „Die gesamten Gelder für den Bau müssen letztlich gemeinsam von Staat, Kreis sowie der Stadt Olomouc getragen werden. Wir werden aber auch versuchen, EU-Gelder zu bekommen“, sagte Herman. Unter­stützung erhält das Projekt auch vom neuen Kreishauptmann Oto Košta (ANO). „Das geplante Zentrum wäre ein Gewinn für die ganze Republik. Es wäre ziemlich dumm, diese Gelegenheit nicht zu nutzen“, meint Košta.

Indirekt sprach er damit auch die Uneinigkeiten über Gestaltung und Standpunkt des ­Zentrums an. Bisherige Pläne sehen einen gewagten futuristischen Neubau in der Altstadt vor, was vor allem bei vielen ­Bürgern auf Widerstand stößt. Dennoch gibt sich Minister Herman ­optimistisch und glaubt an eine ­Eröffnung im Jahr 2021.