Kehrtwende für die Drehbühne

Kehrtwende für die Drehbühne

Die umstrittene Anlage im Schlossgarten von Český Krumlov darf wahrscheinlich auch nach 2017 bleiben

20. 1. 2016 - Text: Franziska NeudertText: fn/čtk; Foto: Ben Skála

Die drehbare Zuschauer­tribüne des Freilichttheaters im Schlossgarten von Český Krumlov darf ihre derzeitige Gestalt wahrscheinlich auch nach 2017 behalten. Wie der stellvertretende Bürgermeister von České Budějovice Jaromír Talíř (KDU-ČSL) in der vergangenen Woche sagte, konnte noch kein Wettbewerb zur Neugestaltung der Bühne ausgeschrieben werden; deshalb bleibe sie vorerst in ihrem jetzigen Zustand. Der Archi­tekturwettbewerb habe sich verzögert, da die Mitglieder der Bewertungskommission noch nicht ernannt werden konnten. Auch die Unesco wolle Vertreter in das Expertenteam entsenden, das die Ausschreibung kontrolliert.

Ursprünglich sollte die Bühne bis Ende 2017 neu gestaltet und die bisher feste Konstruktion durch eine zerlegbare ersetzt werden (die PZ berichtete in Ausgabe 4/2015). Wie Talíř sagte, werde der Wettbewerb spätestens im März ausgeschrieben. Das Denkmalschutzamt habe versprochen, die Pacht für die Dauer der durch die Unesco verursachten Verzögerung zu verlängern, so Talíř.

Vorläufigen Schätzungen zufolge würde der Umbau rund 250 Millionen Kronen kosten (knapp 9,3 Millionen Euro). Wie diese Summe aufgewendet wird, ist noch unklar. „Fördergelder von der EU erhält das Projekt nur, wenn es um eine Revitalisierung des gesamten Schlossgartens geht, dessen Bestandteil wäre auch die Drehbühne“, meint Talíř. In diesem Fall könne mit einem Zuschuss von zehn Millionen Euro gerechnet werden. „Da der Architekturwettbewerb noch nicht fertig ist, können wir aber nicht sagen, wie viel alles kosten wird“, so Talíř. Ihm zufolge wolle sich auch Kulturminister Daniel Herman (KDU-ČSL) für die Finanzierung starkmachen. Bei einem Treffen mit Vertretern des Bezirks České Budějovice am Montag vergangener Woche kündigte Herman an, über die Finanzierung mit Premier Bohuslav Sobotka (ČSSD) und Finanz­minister Andrej Babiš (ANO) verhandeln zu wollen.

Unter vielen Denkmalschützern gilt die Betonkonstruktion seit langer Zeit als Schandfleck inmitten des barocken Ensembles, das 1992 in die Liste des Unesco-Weltkulturerbes aufgenommen wurde. Sie forderten daher immer wieder eine Beseitigung der Anlage, deren Zuschauer­raum sich um die Schauspieler dreht. Die Forderung wurde maßgeblich von der Unesco-Kommission beeinflusst. Sie hatte im Jahr 2011 von der Stadt verlangt, die Bühne zu demontieren, da sie das denkmalgeschützte Ensemble des Parks störe.

Die Organisation drohte damit, die südböhmische Stadt von der Liste des Weltkulturerbes zu streichen. Ursprünglich hatte sich die Stadt verpflichtet, das Freilichttheater bis 1999 abzubauen und an anderer Stelle zu errichten, wo der Denkmalschutz nicht beeinträchtigt würde. Das Kulturministerium verschob die Frist jedoch; zuletzt war der Termin 2015 festgelegt worden. Im vergangenen Jahr widerrief die Kommission der Unesco nach einem Besuch vor Ort ihren Beschluss von 2011 und nahm die Drohung zurück.