Kampf gegen den schlechten Ruf

Kampf gegen den schlechten Ruf

Polnische Lebensmittel: Importverbot droht, Polen will Imagekampagne

4. 9. 2013 - Text: Julia MiesenböckText: jm/čtk; Foto: Ohallmann

Die polnische Lebensmittelindustrie hatte in letzter Zeit mit mehreren Skandalen zu kämpfen. Das hat in Tschechien einen schlechten Ruf polnischer Lebensmittel zur Folge. Immer wieder tauchten unerlaubte Stoffe in Fleisch und anderen Lebensmitteln polnischer Herkunft auf. Die Verbraucher sind verunsichert und Politiker beider Länder saßen bereits mehrmals am Verhandlungstisch, um das Problem zu diskutieren. Das Register der Vorfälle ist lang. Im Februar letzten Jahres hatten polnische Firmen technisches Salz, welches unter anderem zur Produktion von Düngemitteln und Stoffen für die Bauindustrie benötigt wird, als Lebensmittelsalz gekennzeichnet und an Bäckereien und Fleischereien verkauft.

Verunreinigte Produkte gelangten auch ins Ausland. Ebenfalls zu Beginn des letzten Jahres hatte Tschechien einen Importstopp für polnische Eier verhängt. Außerdem fand die tschechische Landwirtschafts- und Lebensmittelinspektion in sauren Gurken und Sauerkraut Ameisensäure. Die Liste der Ereignisse ließe sich noch weiter fortsetzen. Die Vorfälle reichen von kontaminiertem Pferdefleisch über bakteriell verunreinigtes Eiermehl hin zu Hühnerfleisch mit hoher Antibiotika-Konzentration. Die Ereignisse haben der polnischen Lebensmittelindustrie einen immensen Schaden zugefügt. Nach Angaben des Tschechischen Statistikamtes ČSU ist der Import von polnischen Lebensmitteln im Mai dieses Jahres im Vorjahresvergleich um 8,5 Prozent gesunken.

Mit Kostproben überzeugen
Auf einer Pressekonferenz am vergangenen Mittwoch in Prag zeigten sich Vertreter des polnischen Landwirtschaftsministeriums trotz der Vorfälle überzeugt, dass polnische Lebensmittel kein Qualitäts- sondern ein Imageproblem hätten. Um den Ruf der Produkte zu verbessern, soll nun eine Medienkampagne gestartet werden. Im Handel will man Kunden Kostproben reichen, auch auf der Ernährungsmesse in České Budějovice sei man mit einem Stand vertreten. Weiterhin erläuterten die Vertreter die polnischen Kontrollsysteme und versuchten, die tschechischen Journalisten von der fehlerfreien Verarbeitung und der Qualität der Lebensmittel zu überzeugen. Die Kritik von tschechischer Seite sei ein Versuch der Konkurrenz, die polnischen Lebensmittel aus dem Markt zu drängen. Für Polen geht es um viel, denn Tschechien ist ein wichtiger Absatzmarkt. Exportiert werden vor allem Milchprodukte, Süßwaren, Obst und Fleisch.

In den vergangenen zwölf Jahren hat sich die Zahl der polnischen Exporte nach Tschechien vervierfacht. Dieser Trend bewegt sich nun allmählich in die entgegengesetzte Richtung. Der tschechische Landwirtschaftsminister Miroslav Toman hatte in der vergangenen Woche erklärt, er werde von der Europäischen Union bei weiteren Problemen ein Teil-Importverbot von polnischen Lebensmitteln nach Tschechien fordern.

Beliebt waren die polnischen Produkte bei den nun skeptischen Verbrauchern besonders wegen ihres niedrigen Preises. Diesen hatte Ex-Landwirtschaftsminister Petr Bendl (ODS) im Mai kritisiert: „Der tschechische Kunde orientiert sich sehr am Preis. Aber wenn man alles möglichst billig anbietet, ist es logisch, das auch die Qualität abnimmt.“ Besonders in der europäischen Fleischindustrie herrscht derzeit ein großer Konkurrenzkampf. Vor allem niederländische und belgische Fleischproduzenten drücken die Preise.