Immer wieder China
Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht über die tschechisch-chinesischen Beziehungen berichtet wird. Ob Politik, Kultur oder Wirtschaft: eine Auswahl an aktuellen Meldungen
9. 3. 2016 - Text: Corinna AntonText: ca/čtk; Foto: APZ
6. März: Weitere 45 Milliarden Kronen könnte China in Tschechien investieren. Das sagte Präsident Miloš Zeman dem Fernsehsender Prima. Etwa 20 konkrete Handelsabkommen seien vorbereitet und könnten beim Besuch des chinesischen Präsidenten in Prag unterschieben werden. Zeman zufolge könnten chinesische Investoren unter anderem russische Geldgeber im Kurort Karlsbad ablösen. „Die Chinesen zahlen gut. Man sagt, sie zahlen besser als die Russen“, erklärte Zeman. Sein Amtskollege Xi Jinping soll Tschechien am 28. März besuchen. Geplant ist auch eine Vereinbarung über eine strategische Partnerschaft beider Länder. Tschechien ist das einzige EU-Land, das der chinesische Präsident auf seiner Reise besuchen wird.
3. März: Anhänger und Gegner der chinesischen Regierungspolitik bereiten sich auf den Besuch des chinesischen Präsidenten vor. Für Ende März haben mehrere Veranstalter in Prag Kundgebungen angemeldet, bei denen sie Sympathie oder Kritik zum Ausdruck bringen wollen. Vor der chinesischen Botschaft wollen Demonstranten auf Menschenrechtsverletzungen in China aufmerksam machen und gegen Chinas Tibet-Politik protestieren. Die tschechisch-chinesische Wirtschaftskammer, an deren Spitze Jaroslav Tvrdík steht, will dagegen „zur Unterstützung der Delegation aus der Volksrepublik China“ auftreten.
3. März: Politiker der Partei TOP 09 sammeln Unterschriften, um die kürzlich geschlossene Partnerschaft zwischen Prag und Peking aufzulösen. Die tschechischen Unterzeichner des Abkommens erkennen an, dass ihre asiatischen Partner Taiwan als Teil Chinas betrachten.
29. Februar: Die Maschinenbau-Gruppe ZVVZ aus dem südböhmischen Milevsko hat einen Großauftrag im Nordosten der Volksrepublik an Land gezogen. In der Sieben-Millionen-Stadt Shenyang werden die Tschechen dazu beitragen, die Emissionen mehrerer Kraftwerke zu verringern. Bereits Ende vergangenen Jahres hat ZVVZ eine chinesische Tochterfirma gegründet. Der neue Vertrag bedeute für das tschechische Unternehmen vor allem den Eintritt in einen riesigen Markt, sagte der Direktor von ZVVZ-Enven Engineering Tomáš Dunovský. „Die Chinesischen Partner werden uns helfen, Schlüsselkomponenten und das Know-how werden aber von uns kommen, beides werden wir nach China exportieren.“
27. Februar: An einigen tschechischen Rathäusern wird am 10. März die Flagge Tibets wehen. An diesem Tag wird an den Aufstand gegen China im Jahr 1959 erinnert, bei dem mindesten 80.000 Tibeter ums Leben kamen. Solidarität mit Tibet drücken in Prag 38 von 57 Stadtteilen aus, im ganzen Land werden mehr als 700 Rathäuser Flagge zeigen. Über dem Magistrat der Hauptstadt wird jedoch keine Fahne wehen, auch Prag 1 wird sich nicht an der Aktion beteiligen.
26. Februar: In der mittelböhmischen Stadt Nymburk wird das erste tschechisch-chinesische Industriegebiet eröffnet. Es ist 50 Hektar (etwa 70 Fußballfelder) groß. Spätestens in drei Jahren sollen die ersten Investoren einziehen. Darunter werden Zulieferer des Unternehmens Changhong sein, dessen Fabrik sich ganz in der Nähe befindet, sagte bei der feierlichen Eröffnung in Nymburk der Hauptmann des Mittelböhmischen Kreises Miloš Petera (ČSSD). Changhong ist einer der größten Fernsehgerätehersteller weltweit. Als künftigen Investor nannte Petera außerdem die Firma China Telecom, den größten Telekommunikationsanbieter in der Volksrepublik.
25. Februar: Die Hauptstadt hat ab sofort eine weitere direkte Flugverbindung nach China. Neben Peking und Shanghai ist somit auch Chengdu, die Hauptstadt der Provinz Sichuan, von Prag aus ohne Zwischenstopp erreichbar. Künftig soll die Linie zweimal pro Woche bedient werden. Dem Plan muss noch das chinesische Luftfahrtsamt zustimmen. Auf der Strecke soll ein Airbus A330 mit 272 Sitzplätzen eingesetzt werden, die Tickets etwa 10.000 Kronen (370 Euro) kosten und die Reise zehn Stunden dauern. „Wir werden alles tun, was in unserer Macht steht, damit Gäste aus China gerne zu uns kommen“, sagte Kreishauptmann Petera bei der Landung der ersten Maschine aus Chengdu. Er kündigte an, dass das Flugunternehmen Sichuan Airlines noch 2016 eine Filiale in Prag eröffnen werde. Im Gegenzug werde eine Vertretung des Kreises Mittelböhmen in Chengdu entstehen. Zwischen Prag und Shanghai fliegt ab 2. April das Unternehmen China Eastern Airlines dreimal pro Woche. Direktflüge nach Peking bietet bereits seit Herbst das Unternehmen Hainan Airlines an.
15. Februar: Chinesische Touristen haben in Tschechien im vergangenen Jahr so viel Geld ausgegeben wie keine andere Besuchergruppe aus einem Nicht-EU-Land. Das gab das Unternehmen Global Blue bekannt, das Touristen aus Drittstaaten bei der Erstattung der Mehrwertsteuer unterstützt. Von chinesischen Gästen stammten demnach 25 Prozent aller Ausgaben von Besuchern aus Nicht-EU-Staaten; 2014 waren es noch 14 Prozent gewesen. Die höchsten Ausgaben pro Kopf tätigten Touristen aus Thailand mit durchschnittlich 27.600 Kronen, gefolgt von Besuchern aus Hongkong (25.100 Kronen) und China (19.700 Kronen). Im vergangenen Jahr reisten 285.000 Chinesen nach Tschechien, 74.000 mehr als 2014. In Prag haben sich Einzelhändler bereits darauf eingestellt. Das Einkaufszentrum Kotva am Platz der Republik zum Beispiel hat auch einen chinesischen Namen: Kao-tche-wa.
14. Februar: Mehr als hundert Stahlarbeiter aus Mährisch-Schlesien haben in Brüssel gegen Konkurrenz aus China protestiert. Sie nahmen an einer Demonstration des Industrieverbandes AEGIS Europe teil, um auf den wachsenden Export von chinesischen Produkten zu Dumpingpreisen aufmerksam zu machen. Branchenvertretern zufolge seien in Mährisch-Schlesien 15.000 Arbeitsplätze in Stahlhütten und bis zu 45.000 bei Zulieferern und anderen angebundenen Unternehmen in Gefahr, weil China in den vergangenen 18 Monaten die Ausfuhren von billigem, staatlich geförderten Stahl in die EU verdoppelt habe.
14. Februar: Der berühmte Bilderzyklus „Slawisches Epos“ von Alfons Mucha wird 2017 nach Japan und anschließend nach China reisen. Im Gegenzug soll der chinesische Künstler und Regimekritiker Ai Weiwei für die Prager Nationalgalerie ein Projekt vorbereiten. Das sagte der Leiter der Nationalgalerie Jiří Fajt. Muchas Epos soll etwa zwei Jahre durch Asien reisen. Vertreter der Hauptstadt hoffen, dass es den Betrachtern dort Lust auf Prag macht – und dadurch weitere Touristen nach Tschechien lockt.
Bekenntnis zu Břeclav
Drastische Maßnahmen