„Immer weniger wollen Deutsch lernen“

„Immer weniger wollen Deutsch lernen“

Seit fast 20 Jahren bringt das Koordinierungszentrum „Tandem“ tschechische und deutsche Jugendliche zusammen. Tandem-Leiter in Pilsen Jan Lontschar berichtet über das Projekt

9. 3. 2016 - Text: Alena Gold, Foto: privat

Wie kam die Zusammenarbeit zwischen Tandem Pilsen und Tandem Regensburg zustande?
Das Koordinierungszentrum für den Jugendaustausch wurde vor 20 Jahren beim ersten deutsch-tschechischen Jugendtreffen in Polička gegründet. Das tschechische Bildungsministerium und das Bundesfamilienministerium hatten das in einer gemeinsamen Erklärung beschlossen. Im April 1997 nahm es mit jeweils drei Mitarbeitern in Pilsen und Regensburg seine Arbeit auf. Das erste Projekt, das wir mitgestaltet haben, war das zweite deutsch-tschechische Jugendtreffen im September 1997 im sächsischen Auerbach. Inzwischen sind in den Büros des Koordinierungszentrums 30 Mitarbeiter beschäftigt. In den vergangenen zwei Jahren hat sich die deutsche und tschechische Jugendarbeit vor allem mit dem Thema „Gesundes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen“ beschäftigt.

Warum ausgerechnet dieser Schwerpunkt?
In den Jahren 2012 und 2013 fiel uns besonders das geringe Interesse am Jugendaustausch auf. Vor allem in Regensburg wurden die verfügbaren Budgets nicht ausgeschöpft. Und in Tschechien wollten immer weniger Jugendliche Deutsch lernen, obwohl die Sprachkenntnisse für viele Tschechen große Vorteile mit sich bringen. Wir haben überlegt, wie wir diesen Entwicklungen entgegenwirken können. Uns war klar, dass wir uns unter anderem auf die Unterstützung der Städte und Gemeinden konzentrieren und auch die deutsche Sprache wieder populärer machen wollten. Von deutscher Seite kam daraufhin der Vorschlag, sich auf ein Thema zu fokussieren und so einigten wir uns auf „Gesundes Aufwachsen“.

Im vorigen Jahr lief das Programm aus. Haben sich Ihre Erwartungen erfüllt?
Uns wurde sehr schnell klar, dass zwei Jahre viel zu wenig Zeit für ein solches Mammutprojekt sind. Ein weiteres Jahr hätte geholfen, das bisher Erreichte auszubauen. Trotzdem können wir auf sehr erfolgreiche Jahre zurückblicken. Die Sprachanimation wird zum Beispiel sehr gut angenommen. Wir haben positive Rückmeldungen erhalten. Das bestätigen auch die jüngsten Erhebungen: Das Interesse an der deutschen Sprache hat zugenommen, die Zahl der Projektanträge ist deutlich gestiegen und neue Partnerschaften sind entstanden. Es ist schade, dass uns nach Ablauf der zwei Jahre keine weiteren Fördergelder zur Verfügung stehen.

Welche Pläne haben Sie für die nächsten Jahre?
Tandem Pilsen und Tandem Regensburg stehen natürlich weiterhin in regem Austausch miteinander, auch was ein neues Thema angeht. Leider werden wir das wohl erst 2017 umsetzen können, da es gut vorbereitet werden muss. Unsere Ideen sind transnationale Erinnerungsarbeit und politische Bildung. Letzteres ist angesichts der Flüchtlingskrise in Europa besonders aktuell.

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