Im Schwitzkasten auf der Moldau
Eine schwimmende Sauna mit Blick auf den Hradschin – geduscht wird erst zuhause
13. 2. 2013 - Text: Klaudia HanischText: kh; Foto: Lázně na Lodi
Die Architekten vom Prager Studio H3T bauen am liebsten Saunas. Was dabei entsteht, sind keine gewöhnlichen Dampfbäder, sondern experimentelle Räume. Auch die Orte, an denen diese aufgestellt werden, genügen einem künstlerischen Anspruch. So konnte man für kurze Zeit ein Heißluftbad auf dem Dach der Galerie „Trafačka“, einer einstigen Trafostation in Prag, oder direkt vor dem Nationaltheater nehmen. Zudem beteiligten sich die beiden Architekten Štěpán Řehoř und Vít Šimek am Präsidentschaftswahlkampf – mit einer mobilen Sauna, die sie ihrem Favoriten zu Ehren „Schwarzenberg“ nannten und die sie zu dessen Unterstützung auf eine kleine Tschechien-Tour schickten.
Das neueste Projekt von H3T ist bis jetzt das aufwendigste. Auf dem Ausstellungsschiff „(A)void Floating Gallery“ an der Uferpromenade Rašínovo nábřeží kann man samstags und sonntags noch zwei Monate lang ein schweißtreibendes Vergnügen der besonderen Art erleben. Auf dem umgestalteten Lastkahn steht eine verglaste finnische Sauna, eine Umkleide und ein Ruheraum. Bis zu acht Personen gleichzeitig haben hier Platz. Bei Kerzenschein und einer Innentemperatur von 70 bis 80 Grad wartet auf die Besucher ein herrlicher Ausblick auf das winterliche Prag , den schimmernden Fluss und die verschneite Burg. Draußen laden aus Paletten gebastelte Bänke zum Entspannen.
Diese Highlights haben jedoch ihren Preis. Die Besucher müssen bereit sein, große Abstriche zu machen: Wer nach 19 Uhr kommt, muss sich auf längere Wartezeiten einstellen. Es gibt weder eine Toilette noch eine Dusche. Zur Abkühlung steht ein Bottich mit grünlichem Wasser aus der Moldau bereit. Wer noch waghalsiger ist, kann über mehrere Leitern das vereiste Schiffsdeck verlassen und direkt im Fluss untertauchen. Fließend Wasser und Strom sollten bereits Ende Januar angeschlossen werden, doch darauf warteten Řehoř und Šimek vergeblich. Schließlich fiel vor zwei Wochen die Entscheidung, auch ohne fließend Wasser den Betrieb aufzunehmen. Wann die hygienischen Defizite behoben werden, ist weiterhin unklar. Die Architekten selbst nehmen die Situation mit Humor und nennen ihre Anlage schon mal scherzhaft die „Punker-Sauna“. Ein Bier der Marke Staropramen für 15 Kronen gehört hier jedenfalls zum Programm. Kein Wunder, dass dieser Sauna-Spaß vor allem Studenten und Junggebliebene anspricht.
Lázně na Lodi; Rašínovo nábřeží, Prag 2, nahe der Straßenbahnhaltestelle Výtoň; www.facebook.com/laznenalodi; geöffnet: Samstag und Sonntag 12 bis 22 Uhr; Eintritt: 100 CZK für 90 Minuten inklusive Mineralwasser
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