Herren und Heilige
Schloss in Jindřichův Hradec erinnert an Märtyrer
23. 8. 2016 - Text: Franziska NeudertText: Franziska Neudert; Foto: Guido Radig/CC BY 3.0
Mit einzigartigen Ausstellungsstücken lässt das Schloss in Jindřichův Hradec (Neuhaus) seine mittelalterliche Geschichte wieder aufleben. Die Schau „Die Nachfolger des Heiligen Georg“ präsentiert zwei kunsthistorisch wertvolle Schätze: die Madonna von Jindřichův Hradec und eine hölzerne Pieta aus der Kirche im nahegelegenen Lodhéřov (Riegerschlag), die erstmals öffentlich zugänglich sein wird.
Dreimal hätten Diebe die Skulptur übersehen, als sie die Kirche plünderten, sagt der Kastellan und Kurator der Ausstellung Jan Mikeš. Umso mehr freut er sich, die Pieta nun ausstellen zu können. Das gotische Tafelbild mit der Gottesmutter und dem Jesuskind wird der Böhmischen Malerschule zugeschrieben; ein unbekannter Meister schuf es um 1460. Es gehört zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten des Schlosses.
Bekannt ist der südböhmische Herrschersitz außerdem für seinen Freskenzyklus zur Legende des Heiligen Georg. Die kostbaren Wandmalereien wurden um 1335 vom Schlossherren Ulrich III. von Neuhaus in Auftrag gegeben und bilden einen der umfangreichsten Freskenzyklen Europas. Im Rittersaal vermitteln die Szenen einen Eindruck vom Wirken des Heiligen Georg, der laut Überlieferung zu Beginn der Christenverfolgung im dritten Jahrhundert das Martyrium erlitt. Erstmals können Besucher die etwa 50 Bilder umfassende Reihe zum Leben des Märtyrers auch als Film anschauen.
Ziel der Ausstellung ist es auch, Ulrich und dessen Nachkommen für seine Verdienste um die Böhmische Krone zu würdigen und an den ritterlichen Lebensstil der Adligen zu erinnern. Besucher erhalten beispielsweise einen Einblick in die Kemenaten mit einem der hierzulande ältesten erhaltenen Kamine.
Außerdem ist ein Modell des Schlosses im 15. Jahrhundert zu sehen. Erstmals gezeigt werden archäologische Funde der vergangenen Jahre, darunter Kleider und Lederschuhe aus dem 14. Jahrhundert sowie gotische Kacheln mit figuralen Motiven. Wie Luděk Jírasko von der Akademie der Wissenschaften erklärte, seien die Stücke in der Zisterne des Schlosses entdeckt worden, die lange Zeit verschüttet war.
Informationen unter www.zamek-jindrichuvhradec.eu
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