Großer Patriot und nimmermüder Erfinder

Großer Patriot und nimmermüder Erfinder

Jiří Hlavatý ist Tschechiens Unternehmer des Jahres

12. 3. 2014 - Text: Corinna AntonText: Corinna Anton; Foto: Ernst&Young

Was der neue Berliner Flughafen, eine U-Bahn in Helsinki und eine Aluminiumfabrik auf Island gemeinsam haben? Die Antwort auf diese Frage liegt in Nordostböhmen, genauer gesagt in Dvůr Králové nad Labem. In der Kleinstadt an der Elbe, zwischen Hradec Králové und Trutnov, ist Jiří Hlavatý zuhause, dessen Unternehmen namens Juta den deutschen Hautstadtflughafen mit der finnischen U-Bahn und der isländischen Fabrik verbindet. Juta fertigt unter anderem Geotextilien, Kunststoffdichtungsbahnen und andere Gewebe, die in Bauwerken in mehr als 60 Ländern zum Einsatz kommen. Im vergangenen Jahr machte Juta mehr als 80 Prozent seiner Umsätze im Ausland, und zwar vor allem in anderen EU-Ländern, in die Waren im Wert von 4,8 Milliarden Kronen (175 Millionen Euro) geliefert wurden. 14 Prozent der Gesamtproduktion wurden nach Deutschland verkauft, wo Isoliermaterialien der Firma in vielen Auto- und Eisenbahntunneln verarbeitet sind.

Seinen Gesamtumsatz steigerte Juta 2013 um vier Prozent auf 5,8 Milliarden Kronen (mehr als 210 Millionen Euro) – ein Rekord, der in diesem Jahr noch übertroffen werden soll. Doch nicht nur die Zahlen belegen den Erfolg der Firma. Der Juta-Eigentümer Hlavatý ist in der vergangenen Woche zu Tschechiens Unternehmer des Jahres 2013 gekürt worden. Diesen Preis vergibt die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young in vielen Ländern an Unternehmer, deren Firmen eine unabhängige Jury für „innovativ und wachstumsstark“ befindet. Berücksichtigt wird außerdem das persönliche Engagement für Mitarbeiter und Gesellschaft.

Sportler mit starkem Willen
Hlavatý wird von der Jury als „großer Patriot der Stadt Dvůr Králové und der gesamten Region“ bezeichnet, und als „stolzer Sponsor“ des Fußballclubs FC Slovan Liberec, der selbst gern Sport macht und am liebsten aktive Sportler in seiner Firma einstellt – weil diese einen starken Willen hätten und Lust zu gewinnen. Er selbst hat bei Juta vor 40 Jahren klein angefangen. Hlavatý begann seine Karriere dort 1972, gleich nach der Schule, als Ingenieur. Er arbeitete auf verschiedenen Positionen in der Firma, bevor er deren Chef und schließlich auch ihr Eigentümer wurde. Heute steht er an der Spitze von 14 Betrieben mit insgesamt 2.000 Angestellten. Hinter dem guten Namen von Juta stehe vor allem Qualität, Flexibilität und die Bereitschaft, in neue Technologie zu investieren, meint der Unternehmer, der auf eine lange Tradition seiner Firma zurückblicken kann.

Die Geschichte von Juta begann bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als erstmals Garn, Textilien, Säcke sowie Tauwerk hergestellt wurden. Verwendet wurden dazu pflanzliche Materialien, vor allem Flachs und Jute. Nach dem Ersten Weltkrieg gründeten im Jahr 1920 Mitarbeiter der Firma eine neue Organisation für die Juteverarbeitung: Die Juta GmbH Prag sollte den Einkauf von Rohstoffen und den Verkauf von Produkten regeln, außerdem waren eine zentrale Preispolitik und der Kampf mit der Konkurrenz Aufgaben der Gesellschaft. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde aus dem Unternehmen ein Staatsbetrieb mit Sitz in Prag, dem auch andere Firmen angeschlossen wurden. Juta umfasste zeitweise 34 Betriebe, in denen vor allem Jute und Hanf verarbeitet wurden. Der Sitz des Staatsbetriebs wurde nach Dvůr Králové nad Labem verlagert. Dort befindet sich bis heute die Zentrale des Unternehmens, aus dem 1992 im Rahmen der Coupon-Privatisierung eine Aktiengesellschaft wurde. Seitdem hat sich Juta zum größten Textilunternehmen Tschechiens entwickelt. Zum Sortiment gehören heute Verpackungsmaterialien für Landwirtschaft und Industrie ebenso wie verschiedene Netze und Beutel. Den Großteil der Produktion machen jedoch Textilien und Folien aus, die für das Bauwesen hergestellt werden.

Hlavatý nennt außerdem „nimmermüde Innovation“ als einen seiner Unternehmensgrundsätze. Derzeit besitzt Juta 51 geschützte Marken und Patente in Tschechien und anderen europäischen Ländern. Einer der neuesten Geschäftsbereiche, in dem sich die Firma betätigt, ist die Marke Jutagrass. Sie hat sich 2008 auf die Herstellung und den Verkauf von Kunstrasen spezialisiert, der für Sport und Freizeit, Garten und Inneneinrichtung angeboten und in 22 Länder in Europa, Afrika und Asien verkauft wird.