Glücksritter fordern den Rekordmeister

Glücksritter fordern den Rekordmeister

Am Wochenende beginnt die Rückrunde in der Gambrinus-Liga – Sparta Prag will den langersehnten 13. Titel

19. 2. 2014 - Text: Stefan WelzelText: Stefan Welzel; Foto: FCVP/M. Horák

 

Auch wenn in den Medien derzeit noch die Olympischen Winterspiele dominieren: Der Fußball-Frühling steht vor der Tür. Am Dienstag begann bereits die Rückrunde mit den Champions-League-Achtelfinalspielen, und am Wochenende hat das Warten auch für die tschechischen Fans ein Ende. Die Gambrinus-Liga startet in den 17. Spieltag. Sparta Prag will nach drei zweiten Plätzen in Folge endlich wieder den Meisterpokal in den Händen halten. Der einzig ernstzunehmende Konkurrent bleibt Viktoria Pilsen.

Die vergangenen Spielzeiten mit den Vizemeistertiteln haben schwer am Selbstverständnis des Rekordmeisters aus der Hauptstadt genagt. Besonders bitter war die Saison 2011/12: 22 Runden stand Sparta auf Platz eins, doch ein unerwarteter Einbruch kostete im Frühjahr den 13. tschechischen Titel, dem man seither umso verbissener hinterherrennt. Vieles erinnert in diesem Februar an damals. Sparta führt die Tabelle souverän an, hielt über die Winterpause seine Leistungsträger und kann sich demzufolge eigentlich nur selbst schlagen.

Spartas Trainer Vítězslav Lavička gibt sich nach den jüngsten Testspielen (Unentschieden gegen den russischen Erstligisten Kuban Krasnodar und ein 2:1-Sieg gegen den FK Jablonec) zuversichtlich. „Vor allem, dass wir das Ding gegen Jablonec nach Rückstand in den letzten zehn Minuten noch gedreht haben, zeigt mir, dass die Mannschaft Moral hat. Die Mechanismen funktionieren.“ Wie aussagekräftig solche Erfolge bei Freundschaftsspielen sind, kann Sparta am Montagabend im Fernsehspiel gegen Brünn unter Beweis stellen.

Derweil gibt man sich 100 Kilometer weiter westlich ebenso optimistisch. Pilsens Kapitän Pavel Horváth verlängerte vergangenen Montag seinen Vertrag als Spieler um ein weiteres Jahr bis Sommer 2015. Der bald 39-Jährige hat immer noch großen Spaß und sieht keinen Grund, seine Karriere zu beenden. „Ich liebe Fußball und ich liebe es zu gewinnen. Ich freue mich darauf, auch nächstes Jahr erfolgreichen und schönen Fußball zu spielen. Ich kann nur betonen, wie glücklich ich bei Viktoria bin“, lobt Horváth seinen Arbeitgeber. Dieser beklagt zwar den Abgang seines Außenverteidigers František Rajtoral zu Hannover 96, darf aber auf der anderen Seite weitere Vertragsverlängerungen bekanntgeben. So bleiben dem amtierenden Meister Verteidiger Marián Čišovský, Torwart Matús Kozáčik und Stürmertalent Tomáš Wagner bis auf Weiteres erhalten. „Pilsen ist meiner Meinung nach der beste tschechische Klub und ich bin stolz, für ihn zu spielen. Ich bin hier wirklich sehr glücklich“, lässt Jung­nationalspieler Wagner verlauten.

Auch andere Team-Stützen wie Daniel Kolář oder Marek Bakoš stehen weiterhin in Diensten der Blau-Roten. Sportdirektor Pavel Kuka und Co. bieten dem neuen Trainer Dušan Uhrin jr. also die besten Bedingungen, um das schwere Erbe Pavel Vrbas anzutreten. Pilsen startet seine Aufholjagd auf Sparta am Sonntagnachmittag mit der Auswärtspartie in Ostrava.

Spieler-Exodus in Liberec
In der mährischen Metropole herrscht derweil Chaos. Nach langem Hin und Her entschied die Stadt Ostrava, ihrem Traditionsklub Baník finanziell unter die Arme zu greifen. Sportlich herrscht Verwirrung, wechselte die Führung des Klubs doch den halben Kader aus. Sinnvolle und fundierte Planung sieht anders aus. So wird es schwierig, den ersten Abstieg aus der höchsten Liga zu verhindern. Baník steht zur Zeit auf Rang 15 und ist damit Vorletzter.

Gewichtige Spieler-Abgänge musste Europa-League-Vertreter Slovan Liberec hinnehmen. Die erfolgreichen Auftritte auf europäischem Parkett zogen zahlreiche Interessenten an. So verließen der Kroate Renato Kelič sowie Nationalspieler Michael Rabušic die Nordböhmen in Richtung Italien. Rabušic spielt nun in der Serie A bei Hellas Verona, Kelič war den Managern vom AC Padua aus der zweithöchsten Spielklasse, der Serie B, ganze 700.000 Euro wert. Und zu allem Übel gab Kapitän Radoslav Kováč auch noch bekannt, dass er sich ab kommendem Sommer Sparta Prag anschließen werde. Dort sieht der 33-jährige Ex-Nationalverteidiger mehr Potenzial, um langfristig erfolgreich zu sein. Sparta ist in vielen, vor allem aber in finanziellen Belangen, immer noch die Topadresse der Republik. Wenn sich das auch wieder in der Schlusstabelle niederschlägt, geht Kováč als Titelverteidiger in die nächste Saison.

Tabellenspitze der Gambrinus-Liga:
1. Sparta Prag, 42 Punkte
2. Viktoria Pilsen, 37
3. FK Teplice, 28 
4. Dukla Prag, 27
5. Mladá Boleslav, 26
6. Slovan Liberec, 25