Gegen die Abzocke

Gegen die Abzocke

Student-Agency-Chef Jančura möchte den schlechten Ruf der Prager Taxifahrer retten: mit Komfort und fairen Preisen

5. 12. 2013 - Text: Maria SilenyText: Maria Sileny; Foto: Brad Hammonds

Prager Taxifahrer haben einen miserablen Ruf: In jedem Reiseführer für die tschechische Hauptstadt wird vor manipulierten Taxametern, vor unfreiwilligen und vor allem viel zu teuren Stadtrundfahrten gewarnt. „Tick Tack“ will dagegenhalten. Das Taxiunternehmen gibt es zwar schon seit knapp vier Jahren, nach der Übernahme durch den Verkehrsunternehmer Radim Jančura aber will „Tick Tack“ hoch hinaus: Bald möchte es zum Taxiunternehmen Nummer eins in Prag werden – und das mit seriösen Mitteln.

Nach eigenen Angaben investierte Jančura, der in Tschechien das erfolgreiche Busunternehmen „Student Agency“ sowie den privaten Bahnanbieter „Regiojet“ betreibt, eine zweistellige Millionensumme in die Prager Taxifirma.

Die Zukunft von „Tick Tack“ ist weiß lackiert und kommt aus Ingolstadt: 90 weiße Audi A6 und 140 Fahrer sollen die „Tick Tack“-Kunden durch die Goldene Stadt kutschieren – vorerst. Mit zwei Fahrern pro Wagen sorge die Firma für den pausenlosen Einsatz jedes Fahrzeugs, erklärt Manager Josef Kálal während einer Taxifahrt, die durch das Prager Zentrum führt.

Der nagelneue Audi gleitet weich über die holprigen Straßen. Abgeschirmt vom Verkehrschaos draußen, kann der Fahrgast auf dem Rücksitz entspannen. Das Innere ist in hellem Leder gehalten. Wenn es draußen dunkel wird, leuchten kleine blaue Lichter um die Türklinken auf. Blau leuchtet auch der Taxameter, der von jeder Sitzposition gut einsehbar, am Rückspiegel angebracht ist.

Jedes Fahrzeug verfügt über ein Tablet, das auf der Rücklehne des Vordersitzes befestigt ist. Dort kann man Mails abrufen, Nachrichten schauen oder Musik hören oder die Route online verfolgen.

Derartige Transparenz ist neu in Prag: Nach Schätzungen von Petr Slepička vom Prager Informationsdienst, ist etwa jedes zweite Prager Taxi mit einer Vorrichtung ausgestattet, die den Taxameter beschleunigt. Geschichten über dreiste Wucherpreise sind in aller Munde. Wie die von einem schwedischen Ehepaar, das für eine Fahrt vom Nationaltheater zum Rudolfinum, Entfernung etwa ein Kilometer, 900 Kronen (knapp 35 Euro) zu zahlen hatte.

Solchen Praktiken möchte Jančura auch damit vorbeugen, dass er den Fahrern ein Festgehalt zahlt und somit keinen Anreiz gibt, Fahrpreise zu manipulieren.

Der Fahrpreis, der in großen Lettern auf die Karosserie geklebt ist, orientiert sich an der von der Stadt Prag zugelassenen Höchstgrenze: 28 Kronen pro Kilometer und 40 Kronen Grundgebühr.

Das Konzept scheint aufzugehen: Derzeit zähle man rund 100 Aufträge täglich, alle Wagen und Fahrer seien voll ausgelastet, sagt er. Hotels wie das „Radisson Alcron“ in der Nähe des Wenzelsplatzes gehören bereits zu den Großkunden. Aber auch internationale Unternehmen, Banken, Juristenkanzleien mit Sitz im Zentrum Prags nutzen nach Auskunft von Josef Kálal die „Tick Tack“-Dienste.

Petr Slepička vom Prager Informationsdienst weist darauf hin, dass Prag mit knapp 5.000 Taxiunternehmen über dem europäischen Durchschnitt liegt. Andererseits begrüßt er es, dass seriöse Taxidienste in der Stadt eine Verstärkung bekommen. Zu ihnen gehören „AAA Radiotaxi“, das mit dem Flughafen zusammenarbeitet oder „Modrý Anděl“, das zu günstigen Preisen fährt. Um Wucherpreisen aus dem Weg gehen zu können, bietet die Stadt außerdem sogenannte „fair places“, Standplätze, auf denen nur seriöse Taxidienste zugelassen sind.

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