Gefragte Fasern

Gefragte Fasern

In Nordböhmen wird immer mehr Hanf angebaut. Ein großer Teil wird nach Deutschland exportiert

3. 9. 2015 - Text: Corinna AntonText: ca/čtk; Foto: Oliver Weber/pixelio.de

Hanf aus Nordböhmen ist gefragt. Auf 178 Hektar wurde die Pflanze im Kreis Ústí nad Labem in diesem Sommer angebaut, einer Fläche so groß wie 250 Fußballfelder. Vor fünf Jahren waren es nur 58 Hektar gewesen. Seitdem ist die Nachfrage gestiegen. Verantwortlich dafür ist nicht eine steigende Zahl Drogenabhängiger – als Nutzhanf werden die Pflanzen zum Beispiel für Kosmetikprodukte oder Textilien verwendet. Exportiert werden sie vor allem nach Deutschland.

Einer der größten Produzenten im Kreis ist František Šiška. Auf 60 Hektar hat sein Unternehmen Severofrukt in diesem Jahr Hanf angebaut, den Großteil der Ernte brachten die Mitarbeiter in den vergangenen Wochen ein. Hitze und Trockenheit schaden dem Gewächs nicht, sagt Šiška. „Ein Teil ist vertrocknet, aber das ist nicht dramatisch.“ Der Betrieb stieg erst 2014 ins Hanf-Geschäft ein, damals mit nur zwölf Hektar. Beim Mähen halfen Ferienarbeiter. „Ohne Maschinen funktionierte das nicht, es dauerte einen Monat und wir haben es nicht einmal geschafft, alles einzubringen“, erinnert sich der Direktor an die Startschwierigkeiten. Wegen der großen Nachfrage seitens der Kunden hielt er dennoch am Anbau fest, dieses Jahr erntet das Unternehmen drei Sorten. Dabei hilft ein Gerät, das normalerweise verwendet wird, um Petersilie zu mähen.

Vom Feld wird der Hanf in Trockenlager gebracht, wo er bei durchschnittlich 55 Grad Celsius etwa fünf Stunden bleibt. „Anschließend füllen wir den Hanf ab und beginnen mit der Lieferung an Kunden“, erklärt Šiška. Sein Unternehmen exportiert 90 Prozent der Produktion nach Deutschland, den Rest kaufen tschechische Verarbeiter.

Gefragt sind die Fasern unter anderem in der Papier- und Automobilindustrie. Sie werden aber auch zu Dämmmaterialien für Gebäude verarbeitet, zu Kleidung oder als Streu für Tiere. „In Zukunft möchten wir aus Hanfsamen auch Öl herstellen“, sagt Šiška, dessen Firma etwa 50 Angestellte beschäftigt und außer Nutzhanf getrocknetes Obst und Gemüse verkauft. Angaben der Zollbehörden zufolge sind im Kreis Ústí nad Labem zwölf Nutzhanf-Anbauer registriert. Zu ihnen zählt auch das Landwirtschaftliche Forschungs­institut in Žatec (Saaz).  

In Tschechien dürfen nur wenige Hanfarten angebaut werden. Sie müssen weniger als 0,3 Prozent des narkotisierenden Stoffes THC enthalten. Zur Herstellung von Drogen werden andere, hierzulande verbotene Sorten verwendet, die eine deutlich höhere THC-Konzentration aufweisen.