Fliegende Sachsen

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Der Prager Flughafen will um Passagiere aus dem Nachbarland werben

3. 11. 2016 - Text: Corinna AntonText: ca/čtk; Foto: APZ

Noch steht der 17. Dezember nicht. An diesem Tag soll endlich die lang ersehnte Autobahn D8 von Prag nach Dresden offiziell eröffnen. Doch weil es bei Prackovice Probleme mit der Stabilität des Bodens gibt, könnte der Termin im letzten Moment noch einmal verschoben werden. Den Verantwortlichen des Prager Flughafens macht das nichts aus. Sie haben schon jetzt große Pläne, für die die D8 eine wichtige Rolle spielt.

Sobald die Autobahn fertig ist, wollen die Flughafenbetreiber nämlich auch Passagiere aus Sachsen anlocken. Eine Marketing­kampagne soll die vier Millionen Einwohner im benachbarten Bundesland ansprechen. Beginnen werde sie im kommenden Jahr, sagt Flughafensprecherin Marika Janoušková. In welchen Medien der Prager Flughafen für seine Dienste werben will, stehe noch nicht fest. Bisher funktioniert das Geschäft eher in die andere Richtung. Die Internetseite des Dresdner Flughafens steht unter anderem auf Tschechisch und Polnisch zur Verfügung.

Bis zu zwei Stunden Anreise
Die Betreiber des Prager Flughafens gehen nun aber davon aus, dass sich ihr Einzugsgebiet mit der Fertigstellung der D8 erweitert. Sie wollen Kunden gewinnen, die bis zu zwei Stunden Anreisezeit zu den Terminals haben – das sollen künftig auch Sachsen sein, die im deutsch-tschechischen Grenzgebiet leben. Es werde allerdings einige Jahre dauern, Kunden aus dem Nachbarland zu überzeugen, dass sie von Prag statt von Dresden in den Urlaub starten können, räumt Janoušková ein.

Der Václav-Havel-Flughafen ist der größte des Landes. Er fertigte in den ersten neun Monaten dieses Jahres fast 9,9 Millionen Passagiere ab. Im Vergleich zu 2015 stieg die Zahl um 646.000 Reisende. Für 2016 erwartet der Flughafen insgesamt knapp 13 Millionen Kunden. Das wäre ein Zuwachs um sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Von Prag aus kann man derzeit ohne umzusteigen in 105 Städte in 39 Ländern fliegen. In der laufenden Wintersaison starten und landen 58 Flug­gesellschaften in Prag, davon betreiben 53 Passagierflugzeuge und fünf Frachtflugzeuge. Mit einem neuen Stützpunkt ist in der tschechischen Hauptstadt zum Beispiel das Unternehmen Ryanair vertreten, das seit Montag von Prag nach Rom und Bergamo in der Lombardei fliegt. Bisher brachte der irische Billig­anbieter Reisende von Prag nach Dublin, Brüssel und London.

Auch die heimische Gesellschaft Czech Airlines hat seit Montag neue Linien im Programm. Ihre Maschinen landen nun auch im Winter in Birmingham, Odessa, Kasan, Ufa und Zagreb, wohin sie bisher nur in den Sommermonaten flogen.