Festival der Nationen

Festival der Nationen

Das „Febiofest“ besticht mit anspruchsvollem Programmkino und internationalen Stargästen

20. 3. 2014 - Text: Nina MoneckeText: Nina Monecke; Foto: Febiofest

Was 1993 im kleinen Kreis von Freunden und Filmfans ohne großes Budget begann, ist heute (nach Karlsbad) das zweitgrößte Filmfestival Tschechiens: das Febiofest. Vom 20. bis 28. März flimmern dessen Beiträge bereits zum 21. Mal über die Prager Kino-Leinwände. Vor über zwei Jahrzehnten wollten die Organisatoren vor allem für tschechische Nachwuchs-Regisseure eine Plattform schaffen. Mittlerweile sind aber auch internationale Granden des Filmgeschäfts in den Fokus gerückt, die mit neuen Stilen und Darstellungsformen experimentieren und damit die Grenzen des Mediums herausfordern.

Das umfangreiche Programm besteht aus 18 Kategorien, in denen insgesamt 141 neue und retrospektive Filme aus 60 Ländern gezeigt werden. Sie stehen zwar nicht unter einem übergeordneten Motto, werden aber dem inoffiziellen Beinamen „Das Festival der Nationen“ mehr als gerecht. Neben nominierten oder bereits ausgezeichneten Filmen aus Hollywood („Made in USA“, „World Cinema Panorama“), bringt das Festival dem Besucher auch die cineastische Kultur Asiens, Lateinamerikas, des Balkans sowie Skandinaviens näher.

In der Sparte „Northern Lights“ erfreut sich hierzulande vor allem der finnische Film großer Beliebtheit. Für die Veranstalter Grund genug, einem der bekanntesten Gesichter des nordischen Kinos Tribut zu zollen. Die finnische Schauspielerin Anna Katriina Outinen erfuhr insbesondere durch ihre Rollen in Filmen von Aki Kaurismäki weltweite Anerkennung. Auf dem diesjährigen Febiofest wird die 52-Jährige mit dem markanten Gesicht die finnisch-tschechische Produktion „August Fools“ vorstellen, eine ungewöhnliche Romantik-Komödie, die in der Kategorie „Special Screenings“ laufen wird.

Vielschichtiges Porträt
Traditionell wird die Schau von zwei Filmen eröffnet. In „Walesa – Mann der Hoffnung“ bemüht sich der polnische Kultregisseur Andrzej Wajda um eine Entmythifizierung des Solidarnosz-Anführers und Friedensnobelpreisträgers. Zu sehen ist ein vielschichtiges Porträt, das Lech Walesa (gespielt von Robert Więckiewicz) als mutigen Politiker, Vater des demokratischen Polens, aber auch als Familienmenschen vorstellt.

Nicht schon wieder ein Vampirfilm, mag man vielleicht bei Jim Jarmuschs „Only Lovers Left Alive“ denken. Dem Meister des US-amerikanischen Independent-Kinos gelingt es jedoch, die zahlreichen Klischees umzuwandeln. Mit jeder Menge Exzentrik, Zynismus und groteskem Humor erzählt er die Geschichte zweier Vampire (Tilda Swinton, Tom Hiddleston), deren Liebe nicht nur tausende Kilometer Distanz, sondern auch die Ewigkeit überdauert.

Zu Jarmuschs Lieblingsdarstellern gehört unter anderem der ivorische Schauspieler Isaac de Bankolé. Ihm gelinge es stets, sich völlig auf eine Rolle einzulassen, so Jarmusch. Davon können sich die Prager Kinogänger gleich doppelt überzeugen. Bankolé, der sowohl mit einer eigenen Kategorie als auch mit dem diesjährigen „Kristián Award“ für seine Verdienste für die Filmwelt geehrt wird, ist auf dem Febiofest gleich mit zwei Filmen vertreten („Mother of George“ von Andrew Dosunmu und „Chaos“ von Étienne Faure).

Auch dieses Jahr findet ein Wettbewerb für neue Talente statt („New Europe Competition“), bei dem sich junge Regisseure aus Europa mit ihrem Debüt oder zweiten Langspielfilm bewerben können. Dem Gewinner winkt der Grand Prix des Febiofests.

Febiofest in Prag. 20. bis 28. März (danach in acht weiteren Städten des Landes), alle vorgestellten Filme laufen im Kino „CineStar Anděl“ (Radlická 1, Prag 5). Infos und Programm unter www.febiofest.cz

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