Faszinierende Schätze

Faszinierende Schätze

Tutanchamun-Ausstellung stößt auf großes Besucherinteresse

28. 8. 2013 - Text: Marcus HundtText: tut/mh; Foto: Totengott Anubis auf dem Schrein (A.-M. v. Sarosdy/Rechte: Semmel Concerts GmbH)

„Ich sehe wunderbare Dinge“, soll der britische Archäologe Howard Carter am 26. November 1922 gesagt haben, als er eine Kerze in ein Loch zur Vorkammer des Grabes des vor über 3.000 Jahren verstorbenen Pharaos Tutanchamun hielt. Nach fünf Jahren mühevoller und zunächst vergeblicher Grabungen im Tal der Könige hatte Carter schließlich eine bis heute einmalige Entdeckung gemacht: ein nahezu unversehrtes Pharaonengrab mit all seinen Schätzen.

Diesen historischen Moment und die Geschichte der Entdeckung des Grabschatzes stellt 90 Jahre nach dem Sensationsfund die Ausstellung „Tutanchamun – Sein Grab und die Schätze“ mit etwa 1.000 Objekten, Grafiken, Filmen und einem Audioguide dar. Über 4 Millionen Besucher haben die Ausstellung seit 2008 unter anderem in Zürich, München, Madrid, Brünn, Seoul, Paris und Berlin gesehen. Derzeit macht sie in Prag Station. In den vergangenen Monaten strömten mehr als 200.000 Besucher auf das Messegelände im Stadtteil Holešovice. Aufgrund des großen Interesses ist die Tutenchamun-Ausstellung bis 22. September verlängert worden.

Schreine im Fokus

Seit Carter das Grab des Pharaos im Tal der Könige entdeckte, ist die Faszination, die von den goldenen Särgen und Schreinen, den Masken, dem Schmuck und dem Schicksal des jung verstorbenen Königs ausgeht, ungebrochen. Der Schatz, so wie er vor 90 Jahren gefunden wurde, ist heute nur noch auf den Schwarz-Weiß-Bildern des Grabungsfotografen Harry Burton zu sehen. Den Besuchern der Ausstellung wird Carters Fund im Moment seiner Entdeckung präsentiert – dreidimensional in seiner originalen Fundsituation.

Zu Beginn der Ausstellung wird der Besucher in die Kultur des Alten Ägyptens und in die Zeit Tutanchamuns eingeführt. Anschließend erlebt er in einem Doku-Spielfilm die verzweifelte Suche nach dem Grab, die mit der Entdeckung des Eingangs im November 1922 gekrönt wird. Danach betritt der Besucher einen Raum, in dem er die Schätze des Pharaos in drei Grabkammern so vorfindet wie Howard Carter.

Im zweiten Ausstellungsteil können sich die Besucher intensiv in die bedeutendsten Objekte des Grabschatzes vertiefen. Den Mittelpunkt bilden die großen, vergoldeten Schreine aus der Sargkammer des Königs. Aufgereiht wie in einer gewaltigen Magistrale werden die Schätze ausgehend vom äußeren Schrein über die Särge bis zur berühmten Goldmaske präsentiert. Anschauliche und wissenschaftlich fundierte Grafiken sowie eine integrierte Hörführung erklären die tiefere Bedeutung der Schätze im Kontext des ägyptischen Jenseits-Glaubens.

Repliken statt Originale

Die Ausstellung bringt zusammen, was selbst in Ägypten nur getrennt zu sehen ist: Während die Schätze des Königs im Museum von Kairo aufbewahrt werden, ist sein Grab im Tal der Könige mit den Wandmalereien bis auf die Mumie des Königs, den äußeren Sarg und den steinernen Sarkophag ausgeräumt. Zur Verwirklichung der Ausstellungsidee war der Einsatz von Repliken im Hinblick auf den Schutz der fragilen Originale und der Fülle an Objekten unumgänglich.

Die Grabbeigaben wurden von ägyptischen Kunsthandwerkern detailgetreu nachgebildet. „Empfindliche und schützenswerte Originale können hier, anders als im klassischen musealen Rahmen, nicht präsentiert werden. Doch schließt das keineswegs die wissenschaftliche Sorgfalt aus. Gerade in der Ägyptologie wird schon seit längerem gefordert, Grabkammern mit ihrer farbenprächtigen Wandmalerei durch originalgetreue Nachbauten zu ersetzen. Somit geht dieses Welterbe nicht durch den Massentourismus zugrunde, sondern kann an zukünftige Generationen weitergegeben werden“, sagt Dr. Wolfgang Wettengel, wissenschaftlicher Berater der Ausstellung. Ganz bewusst hätten er und seine Kollegen keine themenfremden altägyptischen Artefakte aufgenommen. Die Frage, ob Repliken aus wissenschaftlicher Sicht nicht anrüchig seien, wird vom Ägyptologen Martin von Falck verneint. „Sie sind optimale Anschauungsmittel. Der Ägyptologe möchte ja nicht ersatzweise an Repliken forschen, sondern dem Besucher wissenschaftliche Erkenntnisse vermitteln, die natürlich an Originalen gewonnen wurden“, so von Falck. 

Tutanchamon – Jeho hrob a poklady (Tutanchamun – Sein Grab und die Schätze), Výstaviště Holešovice (Prag 7), geöffnet: täglich 10 bis 18 Uhr (letzter Eintritt um 17 Uhr), Eintritt: 350 CZK (Mo.–Fr.), 390 CZK (Sa./So) – Ermäßigungen für Kinder, Studenten, Senioren und Familien (ab 200 CZK), www.tut-vystava.cz