Fast am Ziel

Fast am Ziel

Viktoria Pilsen schlägt Sparta Prag und sorgt für eine Vorentscheidung im Titelrennen

13. 5. 2015 - Text: Stefan WelzelText: Stefan Welzel; Foto: AC Sparta Praha

Vergangenen Samstagabend war auf der Letná-Ebene alles angerichtet für ein großes Fußballfest. Der Tabellenzweite und amtierende Meister Sparta Prag empfing Leader Viktoria Pilsen am viertletzten Spieltag zum entscheidenden Duell. Drei Punkte betrug der Rückstand der Hauptstädter vor dem Anpfiff, bei einem Sieg wäre der Kampf um den Titel wieder offen gewesen. Die Generali Arena war seit Tagen ausverkauft – in der Synot Liga kommt das nicht oft vor. Sogar einige tschechische Eishockey-Nationalspieler ließen es sich nicht nehmen, ihren freien Tag bei der WM zu nutzen, um sich unter die knapp 19.000 Zuschauer zu mischen. Doch anstatt eines attraktiven Duells der beiden Teams mit den mit Abstand stärksten Offensiv-Abteilungen des Landes bekam das Publikum einen zähen Abnutzungskampf zu sehen, den etwas glücklichere Pilsener mit 2:0 für sich entschieden.

„Sparta war richtig heiß auf dieses Spiel und ging zu Beginn aggressiv zu Werke. Der Gegner war lange besser und ließ es nicht zu, dass wir unser Kombinationsspiel aufziehen konnten“, analysierte Pilsens Trainer Miroslav Koubek die Anfangsphase der Partie, um gleich auch die Gründe für den Erfolg seines Teams nachzuliefern. „Meine Elf stand kompakt und hatte in Roman Hubník einen Abwehrchef, der sich schon den ganzen Frühling über in einer blendenden Form präsentiert.“ Der ehemalige Bundesligaprofi von Hertha BSC Berlin spielt seit zwei Jahren bei den Westböhmen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, sich in das technisch versierte System der Pilsener einzufügen, übernimmt der 30-jährige Routinier nun endlich diejenigen Führungsaufgaben, deretwegen man ihn nach Pilsen geholt hatte.

Hubník erwies sich in diesem so wichtigen Spiel als Herr der Lüfte. Der 1,92-Meter-Hüne verlor kaum ein Kopfballduell und hielt seine Abwehrreihe souverän zusammen. „Es war eine harte erste Halbzeit. Da waren wir nicht richtig im Spiel“, erklärte das defensive Gewissen der Pilsener nach dem Schlusspfiff selbstkritisch. Dass er das mit Freude sagte, hing mit der exzellenten Chancenauswertung seiner Mannschaft zusammen. Und darin lag der große Unterschied der beiden Kontrahenten an diesem Abend. Sparta spielte vor allem zwischen der 20. und 30. Minute einige gute Möglichkeiten heraus, die von den Nationalstürmern Václav Kadlec und David Lafata allerdings kläglich vergeben wurden.

Besser machte es in der 52. Minute Viktorias Jan Holenda, der von der rechten Strafraumgrenze in Arjen-Robben-Manier in die Mitte zog und den Ball sehenswert im linken oberen Toreck versenkte. Bitter für Sparta: Es war der erste Schuss der Gäste auf das Gehäuse des chancenlosen Marek Štěch. Als Hubník in der 69. Minute eine Freistoß-Flanke mit dem Scheitel zum 2:0 verwertete, war die Vorentscheidung gefallen. „Das war ein unglaublich wichtiges Tor. Zum Glück habe ich am Hinterkopf noch ein paar Haare, sonst hätte ich den Ball verfehlt“, war Hubník nach dem Spiel zu Scherzen aufgelegt.

Bitter enttäuscht sprach hingegen Spartas Jungstar Ladislav Krejčí von den vergebenen Chancen seiner Mannschaft in der ersten Halbzeit. „Wenn wir da das erste Tor machen, läuft die ganze Sache anders“, so der 22-Jährige. Er selbst ließ ebenso wie seine Teamkollegen die Kaltblütigkeit vor dem Tor vermissen. Sparta-Trainer Zdeněk Ščasný sprach sogar davon, dass seiner Mannschaft die Breite im Kader fehle, um Leistungsträger im Formtief adäquat zu ersetzen. So eine Aussage erstaunt, schließlich verfügt der Klub über das größte Budget in der Liga.

„Wir hatten unsere Chancen, doch haben sie nicht genutzt. Nun ist die Sache wohl entschieden“, gab sich Ščasný mit Blick auf die Tabelle realistisch. Pilsen liegt bei drei ausstehenden Begegnungen sechs Punkte vor Sparta und hat damit neun Finger am Meisterpokal. Der zehnte könnte am kommenden Montag im Heimspiel gegen Jihlava hinzukommen.